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1. Theil 1 - S. 160

1880 - Stuttgart : Heitz
160 Alte Geschichte. 2. Periode. Römer. thänigen Schutzbefohlenen, d.h. aus Patriciern und Clienten. Erst allmälig bildete sich der dritte Stand — der Plebejer, aus freien Bürgern, die von benachbarten Städten freiwillig oder durch Eroberung gezwungen, nach Rom übersiedelten und Anfangs nicht den geringsten Antheil an der Staatsverwaltung hatten. Die Patricier allein konnten obrigkeitliche Würden bekleiden. Wenn es Krieg gab — und Rom hatte dessen immer — so mußten die Plebejer mit in den Krieg ziehen, während ihre Aecker unbebaut liegen blieben. Kamen sie endlich nach Hanse, fo blieb ihnen nichts Anderes übrig, als von den Reichen zu borgen. Diese drückten sie oft sehr hart, forderten schmähliche Zinsen, und so sanken die armen Leute in immer tieferes Elend. Denn in Rom waren damals äußerst drückende Gesetze in Betreff der Schuldner. Wer seinen Gläubiger nicht bezahlen konnte, verfiel ihm mit Freiheit und Habe. Der Gläubiger hatte das Recht, ihn als seinen Schuldknecht in hartem Gewahrsam zu halten, ihm Alles zu nehmen und ihn dann noch als Sklaven in die Fremde zu verkaufen. Lange hatten die Gedrückten ausgehalten; endlich fingen sie an zu murren und weigerten sich, in den Krieg zu ziehen. Doch hätten sie sich vielleicht noch beruhigen lassen, hätte nicht ein Vorfall die Gemüther noch mehr erhitzt. Ein hochbejahrter Mann kam jammernd auf den Markt gelaufen; sein Kleid war mit Schmutz bedeckt, zerlumpt und deckte kaum den von gräßlicher Magerkeit entstellten Körper; sein langer Bart und sein struppiges Haar machten sein Aussehen noch wilder. Man sammelte sich um ihn und erkannte in ihm einen ehemaligen Kriegsanführer, der sich durch viele rühmliche Thaten hervorgethan hatte. Von allen Seiten fragte man ihn, wie er in diese Lage gekommen sei. „Im letzten Kriege," sprach er, indem er seine ehrenvollen Narben sehen ließ, „haben mir die Feinde mein Feld verwüstet, die Ernte zerstört, meinen Hof verbrannt, mein Vieh, Alles, Alles geraubt; dennoch sollte ich die Steuern bezahlen. In meiner Verzweiflung mußte ich Schulden machen, und da ich diese so wenig wie die Zinsen bezahlen konnte, so wurde die Schuld endlich so groß, daß ich mein väterliches, dann mein großväterliches Erbtheil, zuletzt mein eigenes Hab' und Gut hingeben mußte. Aber damit waren die Gläubiger noch nicht zufrieden; sie schleppten mich in die Knechtschaft und legten mich in Ketten. Von da bin ich eben entsprungen; seht nur meinen zerfetzten, noch blutigen Rücken!" Darüber entstand ein großer Lärm, der aber noch tobender wurde, als überall aus ihren Banden los-
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