Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 1 - S. 181

1880 - Stuttgart : Heitz
Philipp. Alexander der Große. 181 sie fast auswendig. Einmal kamen persische Gesandte an den macedonischen Hof; der König war gerade gegen die unruhigen Nachbarn zu Felde gezogen; sogleich machte sich der Knabe an sie, ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein und fragte sie so vernünftig aus, daß sie einen Mann zu hören glaubten und mit Besorgniß an die Zeit dachten, da dieser Knabe Mann und König sein würde. „Unser König ist reich," sprachen sie, „aber dieser hier wird ein wahrhaft großer König werden." Und als man ihm einmal von einem neuen Siege seines Vaters erzählte, rief er traurig aus: „Mein Vater wird mir gewiß nichts mehr zu erobern übrig lassen!" Einst wurde seinem Vater ein wildes thessalisches Pferd gebracht; Bucephalus hieß es, ein herrliches Thier, aber so wild, daß sich kaum Einer herantraute. Der Verkäufer verlangte die ungeheuere Summe von 16,000 Thalern. Mehrere Stallmeister Philipps setzten sich auf, wurden aber durch die wilden Sprünge des Thieres gleich wieder heruntergeworfen. Zuletzt wollte Keiner mehr hinauf, und Philipp befahl, es wieder fortzuführen. Da bat der junge Alexander, es ihm doch einmal zu erlauben. „Du willst es reiten?" sagte der König lächelnd, „wo denkst du hin!" — Aber Alexander bat so lange und so flehentlich, daß endlich der Vater es mit Besorgniß zugab. Alexander führte das Pferd zuvörderst so, daß es mit dem Gesicht gegen die Sonne stand; denn er hatte bemerkt, daß es sich vor seinem eigenen Schatten scheute; dann stellte er sich ruhig daneben, streichelte es, ließ dann plötzlich seinen Mantel fallen und — schwang sich hinauf. Wie ein Sturmwind flog es davon und Alle sahen ängstlich dem kühnen Jüngling nach. Der aber kehrte bald wieder um, lenkte es hierhin und dorthin und tummelte es zu Aller Erstaunen umher. Als er endlich herabsprang, schloß ihn Philipp mit Freudenthränen in seine Arme und rief: „O mein Sohn, suche dir ein anderes Reich; Macedonien ist dir zu klein!" — Das Pferd wurde nun für den Jüngling gekauft und blieb sein Leibpferd auf allen feinen Zügen. Als sein Vater starb, war Alexander erst 21 Jahre alt, aber er fühlte die Kraft eines erfahrenen Mannes in sich. In seinem Charakter vereinigten sich Innigkeit und Milde mit dem Feuer des Helden; das Ungewöhnliche reizte seinen hochfliegenden Geist, Verstellung und List waren ihm fremd. Zuerst ließ er sich von den Griechen zum Oberfeldherrn, wie sein Vater, bestätigen; sie thaten es, aber mit Haß im Herzen. Dann zog er gegen seine nördlichen und westlichen Nachbarn, lauter rohe Nationen, zu Felde und warf
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer