Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 1 - S. 281

1880 - Stuttgart : Heitz
Antonius. Kleopatra. 281 rechtfertigen. Darüber erschrak sie gar nicht; sie war ihres Sieges zu gewiss. Längst hatte sie erfahren, was für ein Mann Antonius wäre, und danach nahm sie ihre Maßregeln. Als sie zu Schiffe nach Tarsus kam, setzte sie die ganze Stadt in Bewegung. Die Gondel, auf der sie fuhr, hatte purpurrothe Segel, das Hintertheil war übergoldet und silberne Ruder bewegten sich nach dem Takte einer lieblichen Musik. Sie selbst lag auf einem goldenen Ruhebette ausgestreckt, über ihr ein Himmel, mit goldenen Sternen ^besäet, und sie wie Venus angethan. Um sie herum sprangen kleine, liebliche Knaben, wie Liebesgötter gekleidet, und fächelten ihr Kühlung zu. Schöne Mädchen, Nereiden und Grazien vorstellend, bedienten das Schiff. So fuhr sie den Fluß aufwärts, der die Stadt durchfloß, und Antonius, der gerade Gericht hielt, sah plötzlich den Markt leer; denn Alles stürzte fort, die Venus zu sehen, die, wie man sagte, den Bacchus besuchte. Kleopatra hatte ganz richtig gerechnet. Sie gewann gleich beim ersten Zusammensein den leichtsinnigen Antonius so ganz und gar, daß er an nichts als an sie dachte. Sie gab ihm mehrere Feste, die sich durch Pracht und Geschmack auszeichneten, und immer hatte sie etwas Neues aufgefunden, was den Antonius angenehm überraschen mußte. Dabei wurde die ungeheuerste Verschwendung getrieben. Wenn sie den Antonius bewirthete, mußten auch seine Freunde dabei sein, die sie an zwölf Tafeln speiste, und nach der Mahlzeit mußte Jeder die goldenen Gefäße, aus denen er gegessen und getrunken, und die Polster und Teppiche, auf denen er geruht hatte, als Eigenthum mitnehmen, und Antonius bekam Alles, was auf seiner und ihrer Tafel gestanden hatte. Selbst die Bedienten und Sänftenträger der Gäste wurden reich beschenkt. Einmal hatte sie den Fußboden des Saales so hoch mit frischen Rosen bestreut, daß mau bis über die Knöchel darin watete. So sehr sich auch Antonius Mühe gab, sie auf ähnliche Art zu bewirthen, so war doch alle Anstrengung vergebens. Einmal wetteten beide, wer dem andern die kostbarste Mahlzeit geben könnte. Antonius fing an und ließ aus allen Gegenden des römischen Reichs die Zuthaten durch eigens dazu bezahlte Boten zusammenholen, und glaubte nun, die Kleopatra besiegt zu haben. Aber weit gefehlt! Sie bewirthete ihn ganz einfach und doch kostbarer. Sie setzte ihm einen Becher mit Essig vor und löste darin eine seltene Perle auf, die wohl über eine halbe Million Thaler werth sein mochte.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer