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1. Theil 1 - S. 282

1880 - Stuttgart : Heitz
282 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. Bei diesem wüsten Leben wurde natürlich an Geschäfte gar nicht gedacht, und da Kleopatra nach Alexandrien zurückging, folgte ihr Antonius, der schon nicht mehr ohne sie leben zu können glaubte, bald darauf nach, und da wurden denn die Schwelgereien wieder fortgesetzt. Uebrigens glaube man nicht, daß sich Kleopatra viel aus Antonius machte. Sie war viel klüger als er, und machte sich oft förmlich lustig über ihn. Blos weil er so viel im römischen Rüche zu sagen hatte, ging sie ihm so nach. Einmal angelten sie im Nil und Antonius fing nichts. Er ärgerte sich darüber, daß ihn Kleopatra auslachte, und schickte daher Taucher unter das Wasser, welche schon gefangene Fische ihm an den Angelhacken stecken mußten. Kleopatra merkte das bald, war aber still und lud ihn ein, am folgenden Tage das Vergnügen fortzusetzen. Er kam und warf wieder die Angel aus; die Taucher waren wieder bei der Hand; aber Kleopatra hatte sie bestochen, einen eingesalzenen Fisch anzustecken. Sobald er nun die Angelschnur sich bewegen sah, zog er sie geschwind heraus und — wurde ausgelacht. „Mein lieber Antonios," sagte darauf Kleopatra, um den Spaß zu versüßen, „überlaß uns künftig das Angeln und fange du dafür lieber Städte, Völker und Reiche." — Dergleichen Thorheiten mußten ihn der klugen Frau natürlich verächtlich machen. Was mußte sie von seinem Verstände denken, wenn er — und das war sein Lieblingsvergnügen — verkleidet in Alexandrien umherlief und die gemeinen Leute/die vor den Thüren oder an den Fenstern saßen, neckte, oder in Sklavenkleidung des Nachts umherstrich, Alle, die ihm begegneten, anpackte und ihnen irgend einen Streich spielte? Dabei wurde er gewöhnlich ausgeschimpft oder bekam gar Schläge; aber das machte ihm gerade recht viel Spaß. Und das war ein Mann, der das halbe römische Reich regieren sollte! Aus der Sorglosigkeit, in welche ihn Kleopatra eingewiegt hatte, fuhr er plötzlich auf, als er hörte, daß Octavius indessen in Rom fleißig an der Vergrößerung seiner Macht arbeitete und daß es bald so weit kommen würde, daß er auch ihn verdränge. Er nahm also Abschied von ihr und reiste nach Italien ab. Die erste Nachricht, die er hier erhielt, war die vom Tode seiner Frau, Fulvia. Bei seinem großen Leichtsinne tröstete er sich bald; wie hätten sich auch zwei Leute, die beide so lasterhaft waren, einander recht herzlich lieben können! Mit Octavius versöhnte er sich wieder; beide schlossen in Brundusium einen Vertrag, und um diese neue Freundschaft durch ein neues Band zu befestigen, heirathete Antonius
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