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1. Theil 1 - S. 286

1880 - Stuttgart : Heitz
286 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. eines Abgrundes eingeschlummert ist. Anfangs war er in dumpfer Verzweiflung gewesen; aber als er sah, daß Octavins ihn nicht gleich verfolgte, überließ er sich wieder der alten Sorglosigkeit. Wirklich ließ ihm auch Octavius bis ins folgende Jahr Ruhe, weil er noch andere Dinge zu besorgen hatte. Nun machte er sich aber nach Aegypten auf. Kleopatra hatte indessen wohl überlegt, was nun zu thun sei. Den Antonius hatte sie eigentlich nie recht geliebt und da sie nun sah, daß es mit seiner Macht aus sei, so wollte sie ihn los sein und dafür den Octavius gewinnen. „Laß uns," sprach sie zu Antonius, „Gesandte an Octavius schicken, um seine Herkunft abzuwenden." Antonius war es zufrieden; aber sie gab den Gesandten den geheimen Auftrag, dem Sieger ihr Land anzubieten. Octavius ließ ihr heimlich zurücksagen; er werde ihr gnädig sein, wenn sie den Antonius ihm auslieferte oder ermorden ließe. Auf die öffentlichen Anträge aber antwortete er gar nicht. So weit hatte sich Kleopatra noch nicht von Antonius abgewendet, um ihn auszuliefern oder zu todten; aber sie ließ auf jeden Fall ihre besten Schätze in ein prächtiges Grabmal bringen, das sie sich als letzten Zufluchtsort gebaut hatte. Sie hatte nacheinander die mächtigsten Beherrscher Roms durch ihr feines Wesen, für sich eingenommen gehabt; warum sollte sie, obgleich schon 40 Jahre alt, nicht auch hoffen, den jungen Octavius zu gewinnen? Aber der Mann war klüger; er durchschaute das nichtswürdige Weib, stellte sich zwar recht freundlich, nahm sich aber gleich vor, sich nicht bethören zu lassen. Als Antonius hörte, daß Octavius vor Alexandrien angekommen sei, ließ er ihn zum Zweikamps auffordern. Dieser antwortete ihm aber ganz kalt: „Wenn ihm so viel daran gelegen wäre, zu sterben, so gebe es der Mittel und Wege andere genug. — Noch einen Versuch wollte Antonius machen; mit den wenigen Soldaten, die er noch hatte, zog er ihm entgegen. Aber — sie gingen zu Octavius über. Der Tag des Schreckens und der Vergeltung kam nun über ihn. Alle in Rom begangene und befohlene Mordthaten, alles der Octavia angethane Unrecht stand nun lebhaft vor seinem Gedächtniß, und er erkannte, daß er mit Recht unglücklich sei. Als er allein nach der Stadt zurückkam und nach der Kleopatra fragte, sagten ihm ihre Bedienten, wie sie ihnen befohlen hatte: sie wäre gestorben. Wirklich hatte sie sich auch in ihrem Grabgewölbe fest einschließen lassen, weil sie den Antonius nicht mehr sehen mochte. Da gerieth der bedauernswürdige Mann in Verzweiflung; er warf seinen Panzer von sich und rief: „Daß
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