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1. Theil 1 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. her, stieß im wilden Grame den Kopf gegen die Wände und rief: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er ließ vor Kummer Haar und Bart wachsen und gelobte dem Jupiter große Feste, wenn er der Noth sich erbarmen wolle. Geschwind wurde Tiberius mit einem Heere nach dem Rheine gesandt, um den Andrang der Deutschen aufzuhalten. Aber wie wunderte sich dieser, als er da Alles ruhig fand. Die Deutschen wollten nichts erobern, sondern waren zufrieden, ihr Land von fremder Willkür befreit zu haben. Diesem Siege des Armin verdanken wir, daß wir Deutsche sind, deutsche Sitten, deutschen Sinn und deutsche Sprache haben. Hätten die Römer die Herrschaft über Deutschland behalten, so wären wir ein so gemischtes Volk wie Franzosen, Spanier und Italiener, und eben so würde unsere Sprache dann ein Gemisch der lateinischen und der einheimischen Mundart sein. Armin hatte späterhin das Unglück, seine Gattin Thusnelda zu verlieren. Segest hatte seine Tochter ihrem Manne mit Gewalt wieder entrissen. Armin belagerte die Burg seines Schwiegervaters. Als aber G ermanicus, des Drusus Sohn, einen Einfall in Deutschland unternahm, rief Segest die Hülfe der Römer an. Germanicus befreite den Belagerten, der sich ihm nun mit seiner Tochter und seinen Anhängern übergab. Nun war Thusnelda eine Gefangene der Römer. Was mußte das arme Weib empfinden, in den Händen des Volks zu sein, das sie und ihr Mann so tief haßten! Ohne Thränen starrte ihr Auge zur Erde; der Einzige, der sie retten konnte, war entfernt. Germanicus führte sie fort über den Rhein. Als Armin das Schicksal seines Weibes erfuhr, gab er sich seinem Schmerze ganz hin. Er durchrannte das Land der Cherusker. „Zu den Waffen!" rief er, „zu den Waffen! O des trefflichen Vaters, der sein eigenes Kind verräth! O des großen Feldherrn, der gegen schwache Weiber Krieg führt! Darum also mußte er mit einem mächtigen Heere herbeiziehen, um ein wehrloses Weib zu fangen? Erhebt euch, ihr Cherusker, in eurer Stärke, und folgt mir, dem Feldherrn des Ruhms und der Freiheit!" Wohl wurden die Römer abermals aus Deutschland hinausgeworfen, aber Thusnelda blieb gefangen. Als Germanicus in Rom im Triumph einzog, wurde auch sie mit ihrem noch nicht dreijährigen Knaben vor dem Wagen des Siegers unter den übrigen Gefangenen aufgeführt. Keiner zog so wie sie die Blicke aller Zuschauer auf sich, unter denen auch ihr Vater Segest zu stehen sich
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