Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 1 - S. 344

1880 - Stuttgart : Heitz
344 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. len, wie erzählt wird, einen Kranken und erweckten einen Todten, denen man sie auflegte. Helena ließ gleich eine herrliche Kirche darüber bauen und theilte das Kreuz in zwei Hälften; die eine blieb in Jerusalem in der Kirche als heilige Reliquie, die andere schickte sie an Constantin. Indessen ist doch ungewiß, ob sie das wahre Grab gefunden habe; man vermuthet nach späteren Untersuchungen, daß es an einer andern Seite gelegen habe, doch ist bis jetzt nicht zu bestimmen gewesen, welches unter den vielen dort noch übrigen Felsengräbern das wahre Grab des Erlösers sei. — Diese Helena war überhaupt eine gute Frau, die recht ihre Freude im Wohlthun fand. Arme, Wittwen und Waisen zu unterstützen, war ihr größtes Vergnügen. Oft sah man sie' ohne alle Zeichen ihrer Würde mitten unter andern Frauen auf den Knieen liegen und beten. Sie starb, von Allen geehrt, von ihrem Sohne innigst geliebt, im hohen Alter. Zu dieser Zeit entstanden auch nach und nach die Klöster, die Mönche und Nonnen. Jesus hatte gelehrt, die sinnlichen Neigungen der Vernunft unterzuordnen. So leicht dies nun auch zu verstehen ist, so fanden sich doch bald Leute, die da glaubten, er habe dies so gemeint, daß man alle sinnliche Neigungen, so weit es nur einem Menschen möglich ist, ganz ausrotten müßte; Gott sände seine Freude daran, wenn man sich recht quäle, alles Vergnügen sich versage, und je größer hier auf Erden die Entbehrung und die Qual sei, desto seliger würde einmal der Zustand in jenem Leben sein. Diese Ideen waren nicht neu; denn in Indien und Tibet waren schon von jeher solche Leute gewesen, die der Eitelkeit, für Heilige angesehen zu werden, schwere Opfer brachten. Manche stellten sich nackend unter einen Baum und blieben da unbeweglich stehen, so daß ihnen zuletzt die Füße dick anschwollen. Wenn auch die Jnsecten und Würmer an ihnen herumkrochen und sie zerstachen, so rührten sie sich doch nicht und ließen es selbst geschehen, daß Vögel sich in ihren Haaren Nester bauten. Andere ließen sich an Händen und Füßen die Nägel zu langen Krallen anwachsen, so daß sie endlich weder gehen noch etwas anfassen konnten. Noch Andere ließen sich täglich eine Stunde lang an den Beinen aufhängen und wohl noch gar dazu unter dem Kopfe ein langsames Feuer anmachen, welches ihnen das Gehirn vollends versengte. Zu diesen Leuten wallsahrteten die Frommen und brachten ihnen Geld und Speise in Menge. Jene Ideen von Selbstpeinigung wurden nun auch mit der christlichen Religion verbunden. Schon im dritten Jahr-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer