1821 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
272
Ramen dieses Sohnes abgefordert, und der Tod ange-
droht, wenn er sie nicht herausgeben würde. Mit tief
verwundetem Herzen fügte sich der unglückliche Monarch
in alles. Er ließ sich auch gefallen, nach Ingelheim zu
kommen, wö ihn Heinrich mit seinen Anhängern er-
wartete, Und ihn dukch schreckliche Drohungen nöthigte,
ganz der Regierung zu entsagen.
Nun hatte der königliche Schurke, was er wünschte.
Er ging also trinmphireud nach Mainz zurück, und ließ
den Vater als Gefangenen zu Ingelheim. Alles wurde
sogleich an den Pabst berichtet, der seinen Beifall und
seinen apostolischen Segen dazu gab.
Vater Heinrich aber fand Gelegenheit, wahrend
der Freudensbezeugungen, die man zu Mainz über die
Thronbesteigung seines ungerathencn Sohns anstellte, aus
seinem Gefängniß zu entfliehen. Glücklich erreichte er
Cölrr; da er sich aber hier nicht für sicher hielt, so ging
er weiter nach Lüttich, wo sich der Bischoff Otbert sei-
ner freundlich annahm. Das zerrissene Vaterherz konnt;
er aber doch nicht heilen, und so geschah es, daß Hein-
rich Iv. schon im folgenden Jahre vor Gram starb (1106).
Noch aber hatte die Verfolgung gegen ihn kein Ende«.
Otbert ließ die Leiche mit allen Ehren in die Sanct
Lambertuskirche begraben. Auf Befehl des pabstlichen
Legaten mußte er sie aber wieder ans der Gruft heraus-
nehmen lassen, bis der Bannfluch von ihr genommen
' seyn würde. Unbeerdigt wurde nun der Leichnam auf
einer kleinen Insel in der Maas ausgesetzt. In der Folge
führte man ihn nach Speyer, und wies ihm eine Gruft
in Maria Münster an, welche Kirche er selbst erbaut
hatte; allein der fanatische Bischoff erklärte sie für ent-
heiliget, und wollte von nun an keinen Gottesdienst
mehr darin halten lassen. Er ruhete nicht eher, bis
Heinrich zum zweitenmal aus dem Grabe genommen