1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland.
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langen schmalen Landstrich an der linken Seite des Rheines hinun-
ter, bis nach Holland.
Ludwig der Deutsche bekam unser Deutschland bis an den
Rhein, und jenseits desselben noch die Städte Speier, Worms und
Maynz.
Karl, mit dem Beinamen der Kahle, bekam den westlichen
Theil des Reiches von da an, wo Lothars Antheil aufhörte, bis an
den atlantischen Ozean, und bei diesem Theile ist der Name der Fran-
ken geblieben; es heißt bis auf den heutigen Tag Frankreich.
Wir aber haben den alten, ursprünglichen Volksnamen^ mit
Recht beibehalten, da in unserm Antheile alle die deutschen Völker-
schaften vereinigt wurden, welche sich weder mit den Römern noch
mit andern Fremden vermischt hatten. Das ist unser Stolz, daß das
ächte deutsche Blut in unfern Adern stießt und daß die unverfälschte
deutsche Sprache unser Erbtheil geblieben ist. ?
Von dem Vertrage zu Verdun fängt die eigentliche
Geschichte des deutschen Reiches an.
29. Die Zeiten der letzten Karolinger in Deutschland.
843 — 911.
Die Nachkommen Karls des Großen, oder die Karolinger,
herrschten in Deutschland noch 68 Jahre, bis 911. Sie waren:
Ludwig der Deutsche, Karl der Dicke, Arnulph und Lud-
wig das Kind. Der erste Ludwig hielt im ganzen noch gute
Ordnung und wußte sein Erbtheil auch gegen die auswärtigen Feinde
wohl zu vertheidigen; aber die Zeit der drei letzten Regierungen
gehört zu den unglücklichsten Zeiträumen, die unser Vaterland je
betroffen haben. Deutschland war fast von allen Seiten von Fein-
den bedrängt. Von Osten her, aus Mecklenburg, Pommern, Bran-
denburg, der Lausitz und Böhmen, machten die slavischen Völ-
ker fortwährend verheerende Raubzüge in Deutschland. Von Nor-
den kamen auf zahlreichen Raubgeschwadern die Normänner aus
Dänemark, Schweden und Norwegen, fuhren auf den großen Flüssen
bis tief in die Länder ein, und verheerten und plünderten Alles
umher aus. Auf dem Rheine sind sie bis nach Köln und Bonn
vorgedrungen.
Zu diesen Feinden kamen zuletzt auch noch die Ungarn, eigent-
lich Madscharen, ein wildes Räubervolk aus Asien, welches sich im
jetzigen Ungarn festgesetzt und die Avaren unterjocht hatte. Auf
ihren leichten Pferden kamen die Schaaren dieses wilden Volkes wie
ein verwüstender Sturmwind bald über die eine, bald über die andere
deutsche Provinz, wütheten mit Feuer und Schwerdt, und führten
meistentheils Tausende von Gefangenen jedes Standes und Alters
als Sclaven mit sich fort. Ehe noch an eine kräftige Vertheidigung
gegen sie gedacht werden konnte, waren sie schon wieder verschwun-
den und das Unglück war geschehen. Es war auch nicht gut mit