1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Schilderung des Mittelalters.
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dazu durch ihren Stand selbst den ersten Beruf, und besonders boten
die stillen Mauern der Klöster fast den einzigen schicklichen Platz dazu
dar. Das Leben der Ritter, selbst das der Bürger in den Städten,
war zu unruhig und kriegerisch; es gehört Fleiß, Geduld, Ruhe
und eine lange Zeit dazu, um sich eine gründliche Kenntniß der
Wissenschaften zu erwerben. Auch hatte man damals die Buch-
druckerkunst noch nicht, wodurch nützliche Bücher so leicht vervielfäl-
tigt und verbreitet werden können. Damals mußte ein Buch so
oftmal abgeschrieben werden, als man es haben wollte; und welch
außerordentlich mühsame Arbeit war das! Wer hätte Zeit und Ge-
duld dazu gehabt, wenn es nicht die Mönche in den Klöstern gethan
hätten! Ohne sie wären die wichtigsten Bücher über die Geschichte
der alten Welt und unseres Volkes und so viele andere nützliche
Werke, gänzlich verloren gegangen. Und wenn wir die künstliche
und mühsame Schrift, zum Theil mit schön ausgemalten Buchstaben
und Bildern am Rande des Pergaments auf jeder Seite, betrachten,
so müssen wir über den außerordentlichen Fleiß auf's höchste erstaunen.
Aber dadurch mußten die Bücher damals so selten und kostbar
seyn, daß nur sehr wenige Menschen zu dem Besitze eines Buches
gelangen konnten. Und hiermit kommen wir auch auf eine der
schlimmen Seiten jenes Zeitalters, die wir über seinen Vorzügen
nicht verschweigen dürfen; das ist nämlich der Mangel an gutem
Unterricht für die Jugend, wie für die Erwachsenen. Es gab
nur sehr wenige Schulanstalten bei den Klöstern und in den
Städten, und diese waren noch dazu nicht sehr zweckmäßig eingerich-
tet. Die Mehrzahl des Volkes, besonders auf dem Lande, wuchs
in Unwissenheit heran und steckte daher tief in Dummheit und Aber-
glauben begraben. Und wenn einer in späterem Alter auch gern
noch etwas lernen wollte, so fehlte ihm das erste Hülfsmittel dazu,
nämlich gute Bücher. Daher kam es, daß in jener Zeit so viele
natürliche Erscheinungen Angst und Schrecken unter den Menschen
verbreiteten. Da erschien kein Komet, keine Mond- und Sonnen-
sinsterniß, kein Nordlicht, ohne ganze Länder in Bestürzung zu setzen,
weil man fest glaubte, die Welt werde nun untergehen, oder doch
irgend ein großes Unglück, Pest, Hungersnoth, Krieg und Erdbeben
entstehen. Und weil die Menschen die natürlichen Gesetze so wenig
kannten, so gebrauchten sie auch nicht die rechten Mittel gegen die
Ucbel, die wirklich eintraten. Verderbliche Seuchen haben in den
ältern Zeiten fast Jahr um Jahr in irgend einem Lande gewüthet
und so fürchterliche Verheerungen angerichtet, daß es nichts Trau-
rigeres geben kann, als die Beschreibungen davon zu lesen; und ein
Mißwachs, wie wir ihn vor zwei Jahrzehnten gehabt haben, hätte
damals, weil man noch so wenig Gegenanstalten im Großen hatte,
vielen Tausenden von Menschen das Leben gekostet. Kein Stand
war, wie wir eben erwähnt haben, damals so versäumt, als
( 3. Der Bauernstand. — Dieser war der eigentlich
gedruckte Stand. Außer, daß er in Unwissenheit und Aberglauben
niederlag, wurde er auch in der Knechtschaft erhalten. Denn als