1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Kaiser aus verschiedenen Häusern.
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haupten konnte. Der östreichische Adel war so verwegen, ihm offen-
bare Fehde anzukündigen, und die Bürger von Wien belagerten
ihn sogar, unter der Anführung eines gemeinen Bürgers, Holzer
mit Namen, in seiner Burg, so daß er nur durch die Hülfe des
Königs Georg Podiebrad von Böhmen aus ihren Händen befreit
werden konnte.
Zu seiner Zeit lebte der reiche und mächtige Herzog von Bur-
gund, Karl der Kühne. Dieser war ein sehr stolzer Fürst und
hatte nichts weniger im Sinne, als sich ein noch viel größeres Reich
zu erobern und vielleicht gar Kaiser zu werden. Da er es sich
aber in den Sinn kommen ließ, die tapfern Schweizer anzugreifen,
die schon so manchen Feind zurückgeschlagcn hatten, so wurde er von
ihnen bei Granson, und als er zum zweiten Male kam, bei Mur-
ten auf's Haupt geschlagen, und im folgenden Jahre 1477 in
einer neuen Schlacht bei Nancy selbst getödtet. Er hinterließ nur
eine Tochter Maria, die war die Erbin der schönen Länder: Bur-
gund, Flandern, Hennegau, Braband, Holland, und was überhaupt
am Ausfluß des Rheines und der Schelde liegt und unter dem Na-
men der Niederlande begriffen wird. Sie liebte den heldenmüthigen
Sohn des Kaisers Friedrich, Maximilian, und gab ihm ihre
Hand, obgleich auch der König Ludwig Xi. von Frankreich sehr
dringend um dieselbe für seinen ältesten Sohn angehalten hatte.
Voll Verdruß über dieß Mißlingen gedachte Ludwig die Länder mit
Gewalt der Waffen zu erobern; aber der tapfere Maximilian wider-
stand ihm mit viel geringerer Macht, indem sein Vater ihm gar
nicht helfen konnte, auf das Ruhmvollste. — Kaiser Friedrich mußte
unterdeß erleben, daß die Türken bis nach Kärnthen und Krain
streiften, und der König Mathias von Ungarn sogar Wien eroberte,
welches er erst einige Jahre vor Friedrichs Tode durch einen Ver-
gleich wieder herausgab. Dieser starb nämlich 1493, nachdem er die
letzten paar Jahre noch in Ruhe regiert hatte.
55. Maximilian I. 1493 — 1519.
Friedrichs Sohn hat den Ruhm, den er schon als Jüngling
erworben hatte, auch als Kaiser bewährt. Er gehört zu den edelsten
Kaisern unserer Geschichte. Ritterliche Tapferkeit, Edelsinn und
Treue, Liebe zu den Künsten und Wissenschaften, eine kräftige, durch-
ritterliche Uebungen trefflich ausgebildete Gestalt, bei aller Kraft aber
doch Freundlichkeit und Milde seines ganzen Wesens, — diese Eigen-
schaften zeichneten ihn als einen vollendeten deutschen Mann aus.
In seinen jüngeren Jahren war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen
die Gemsenjagd, weil sie am meisten Muth und Unerschrockenheit
erfordert, und dabei wagte er sich an so gefährliche Stellen, daß nur
sehr wenige aus seinem Gefolge es ihm nachzuthun vermochten. Spä-
ter hat er in Kampfspielen mit Löwen gekämpft, manchen tapfern
Ritter in den Sand geworfen, und selbst als Kaiser noch die Kraft
seines Armes gegen einen französischen Ritter, Claudius Barre,