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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 138

1837 - Elberfeld : Büschler
133 111. Jeitr. Die neuere Zeit, vön der Reformation bis jetzt. Sonntag, — setzten die spanischen und neapolitanischen Reuter, ein jeder mit einem Fußgänger hinter sich, durch die Furth; der Bauer führte des Kaisers Pferd am Zügel hindurch und der König Ferdi- nand, Herzog Moritz, und die andern Anführer folgten. Der Chur- fürft war in dem benachbarten Städtchen Mühlberg in der Kirche. Als die Nachricht kam, der Kaiser sey über den Fluß gesetzt, konnte er es nicht glauben und wollte auch den Gottesdienst nicht unter- brechen. Aber kaum war derselbe beendigt, als er zu seinem Schrecken die Wahrheit der Nachricht sah, und kaum Zeit behielt, auf seinen Wagen zu steigen und die nöthigen Befehle zu geben. Das Geschütz war schon nach Wittenberg voraus; er befahl, daß das Fußvolk schnell folgen und die Reuter nur suchen sollten, den Feind auszu- halten. Allein es war zu spät. Die spanischen und ungarischen Reuter warfen die seinigen über den Haufen, erreichten das Fußvolk auf der Loch au er Haide, am Saum eines Waldes; mit dem lau- ten Kriegsgeschrei: Hispania! Hispania! durchbrachen sie die eiligst aufgestellten Reihen. Es entstand eine schreckliche Unordnung. Der Churfürst, der ein sehr dicker Mann war, bestieg einen schweren frie- sischen Hengst, um sich schneller zu retten; aber die leichten Reuter holten ihn ein, und ein Ungar verwundete ihn, während er sich ver- theidigte, durch einen Hieb in die linke Backe. Das Blut strömte über sein Gesicht und sein Panzerhemd. Er wollte sich nicht erge- den. Da kam ein Ritter des Herzogs Moritz, Thilo von Trodt, herbei und rief ihm zu, seines Lebens zu schonen. Ihm, als einem Deutschen, ergab er sich. Der Kaiser hielt zu Pferde mitten in der Haide, als Sieger; vor ihn wurde der mit Blut bedeckte Churfürst geführt. Er stieg vom Pferde und wollte sich vor dem Kaiser auf die Kniee lassen, indem er zugleich den Blechhandschuh auszog, ihm nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl wendete sich finster zur Seite. Da fing der Churfürst an: „Großmächtigster, Al- lergnädigster Kaiser!" — So, nun bin ich euer gnädigster Kaiser? unterbrach ihn dieser; so habt ihr mich lange nicht geheißen! — Der Churfürst erwiederte: „Ich bin Eurer kaiserlichen Majestät Ge- fangener und bitte um fürstlichen Gewahrsam." -— Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient, antwortete dieser, und ließ ihn mit dem Herzog Ernst von Braunschweig-Lüneburg, der auch gefan- gen war, in das Lager führen. Nun zog Kaiser Karl vor Wittenberg und drohte, des Chur- fürsten Haupt in die Stadt zu senden, wenn ihm nicht sofort die Thore geöffnet würden. Die Churfürstin und die Söhne erschraken sehr; aber sie glaubten doch nicht, daß der Kaiser die Drohung wahr machen werde, und zögerten. Da versammelte Karl ein Kriegsgericht und ließ wirklich das Todcsurtheil über Johann Friedrich ausspre- chen. Das war eine Verletzung der Reichsrechte, nach welchen nur auf einem Fürstentage ein solches Urtheil gesprochen werden konnte. Der Churfürst saß mit dem Herzog von Lüneburg in seinem Zelte am Schachbrett, als ihm das Todesurtheil angckündigt wurde. Mit Ruhe erwiederte er: „ich kann nicht glauben, daß der Kaiser der-
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