1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Das Jahr 1760*
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Stadt nicht plündern, so daß sie, mit Zahlung beträchtlicher Geld-
summen, erträglich davon kam; und nach 8 Tagen schon erscholl die
Nachricht, der König rücke heran, welches einzige Wort die Feinde
eiligsllaus der Stadt verscheuchte.
Die Schlacht bei Torgau. 3. Nov.— Damit war dieser
Feldzug indeß noch nicht vollendet, so spat es auch schon im Jahre
war. Der Feldmarschall Daun hatte die Absicht, seine Winterquar-
tiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in
diesem Lande zu verstatten; er hatte ein sehr festes Lager bei Tor-
gau bezogen. Wollte Friedrich nicht zum erstenmale den Winter
auf seinem eigenen Boden zubringen und dadurch das Geständnis;
ablegen, daß. seine Besiegung nun nahe sey, so mußte er noch eine
große Schlacht wagen, und, es koste was es wolle, sich in Sachsen
behaupten. Aber es war ein sehr unsicheres Wagestück, denn die
Oestreicher verstanden es besser, als irgend ein anderes Heer, feste
Stellungen zu nehmen; sie hatten die Weinberge bei Torgau auf
das Furchtbarste verschanzt. Der König theilte sein Heer in zwei
Theile; mit dem einen wollte er selbst von vorn die Weinberge stür-
men, mit dem andern sollte der tapfere Ziethen im Rücken der
Oestreicher die Siptitzer Höhen angreifen. Aber in dem Walde,
der vor der Oestreichischen Stellung lag, verwirrten sich einige Ko-
lonnen der Preußen und der Angriff geschah nicht ganz zu gleicher
Zeit, wie der König bestimmt hatte. Auch Ziethen kam, wegen man-
cherlei Hindernisse, später an Ort und Stelle an, und nun wurden
die einzelnen Angriffe der Preußen, trotz ihrer verzweifelten Tapfer-
keit, durch das entsetzliche Feuer aus 200 Kanonen, alle zurückge-
schlagen. Ganze Reihen lagen neben einander hingestreckt, und die
preußischen Kanoniere konnten nicht einmal zum Laden ihrer Stücke
kommen, sondern Geschütz und Pferde und Menschen wurden in
Einem Augenblick niedergeschmettert. Den König selbst traf ein
Streifschuß an der Brust, ohne ihn jedoch besonders zu verletzen.
Ueber dem blutigen Gefechte brach die Nacht herein. Einzelne Hau-"
fen fochten sogar noch in der Dunkelheit und es ging so verworren
durcheinander, daß um die, in der kalten Herbstnacht hier und da
in der Torgauer Haide angezündeten Feuer Oestreicher und Preußen,
Gesunde und Verwundete, sich sammelten und friedlich neben einan-
der wärmten, will der Abrede, daß am Morgen diejenige Parthei
sich zu Gefangenen ergeben sollte, deren Heer die Schlacht verloren
habe; denn welche das sey, schien noch gar nicht ausgemacht. König
Friedrich wußte es auch noch nicht; sorgenvoll saß er auf den Stu-
fen des Altares in der Kirche des Dorfes Elsnich, und schrieb Be-
fehle. Der Kern seines Fußvolks lag auf dem Schlachtfelde; wenn
der Kampfs am andern Morgen wieder anfangen mußte, so war der
Ausgang für ihn sehr bedenklich. Aber sein treuer General Ziethen
hatte in diesem Augenblick schon die Schlacht für ihn gewonnen.
Bis 10 Uhr Abends focht er, in Gemeinschaft mit dem General
Saldern, auf das Tapferste um die Siptitzer Höhen und eroberte sie
wirklich; dadurch war die Schlachtordnung der Oestreicher durch-