1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Napoleons Krieg gegen Rußland.
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macht an. Die Oestreicher fochten wiederum so tapfer, daß ihr
rechter Flügel die Franzosen mit Verlust zurückschlug und daß die
Zuschauer auf den Thürmen von Wien, von wo man diesen Theil
des Schlachtfeldes übersehen konnte, lartt den Sieg verkündigten.
Allein der linke Flügel war dagegen unglücklich gewesen und gänz-
lich über den Haufen geworfen, so daß der Erzherzog sich zum Rück-
züge entschließen mußte. Nun wurde ein Waffenstillstand und am
14. Oct. zu Wien ein Friede geschlossen. Oestreich verlor wie-
derum 2000 Quadratmeilen Landes und über 3 Millionen Untertha-
nen, nämlich seine polnischen und italienischen Besitzungen nebst
Jllyrien, und das Salzburger Land, welches an Baiern kam. Oest-
reich war nun ganz vom Meere abgeschnitten und hatte auch seine
letzte Vormauer von Bergen dahin geben müssen.
Doch eröffnete sich die Hoffnung auf eine ruhigere Zeit, in
welcher die Wunden einigermaßen geheilt werden könnten, als . der
Kaiser Napoleon um die Hand der Erzherzogin Maria Louise,
der Tochter des Kaisers Franz, anhielt und dadurch seinen Wunsch
zu erkennen gab, durch die Verbindung mit dem ältesten Kaiserhause
sich an die bestehende Ordnung in Europa anzuschließen. Der Kai-
ser Franz gab ihm, wenn gleich mit blutendem Herzen, die Tochter
als ein Unterpfand des Friedens. — Napoleon hatte nun einen sol-
chen Punkt der Macht erreicht, daß ihm mehr an der Befestigung
und innern Ausbildung seines ungeheuren Reiches gelegen seyn mußte,
als an noch größerer Ausdehnung desselben; so rechnete ein jeder,
welchem die Ruhe der Welt jetzt als das wünschenswertheste Gut
erschien. Aber auf den unersättlichen Mann war keine Rechnung
zu bauen. Sein Ehrgeiz stand niemals still. — Zuerst wurde sein
Bruder Ludwig so lange getrieben, bis er die Königskrone von Hol-
land niederlegte, und nun mußte dieses wichtige Land eine Provinz
von Frankreich werden. — Darauf erfuhr der nordwestliche Theil
von Deutschland, mit den drei großen Städten Hamburg, Bre-
men und Lübeck, dasselbe Schicksal. — Und damit die älteste Kai-
serstadt Europa's, Rom nämlich, zu dem Glanze seines Reiches nicht
fehlte, hatte er sie dem Papste genommen, diesen selbst als Gefange-
nen nach Frankreich führen lassen, und verordnte jetzt, daß sein und
aller künftigen französischen Kaiser erstgeborner Sohn König von
Rom heißen sollte.
So war der größere Theil von Europa unter Napoleons Herr-
schaft oder doch von ihm abhängig: niemand, so schien es Allen,
vermochte eine solche Macht zu erschüttern. Und in der That war
es auch nur sein eigner unerhörter Uebermuth, welcher ihn dennoch
von da an raschen Schrittes in's Verderben gezogen hat.
97. Napoleons Krieg gegen Rußland. 1812.
Der Kaiser Alexander war lange mit Napoleon verbündet gewe-
sen; aber der gränzenlose Ehrgeiz des Letzteren zerriß auch dieses
Bundniß wieder. Unter dem Vorwände, daß Rußland noch immer