1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die deutschen Befreiungskriege.
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Menschen, die der unersättliche Eroberer über die Gränzen nach Ruß-
land geführt hatte, kaum 30,000 Gesunde und Waffenfähige wie-
der zurück.
V8. Die deutschen Befreiungskriege.
Die Herrscher und Völker erkannten nun deutlich die Winke
der göttlichen Gerichte und faßten die Hoffnung, daß der Augenblick
der Befreiung gekommen sei. Zuerst erhob sich das preußische Volk.
Der Hülfshaufe unter dem General F)ork, welcher bei dem franzö-
sischen Heere gewesen war, trennte sich von diesem und erwartete die
Befehle des Königs, um die Waffen gegen die bisherigen Unterdrü-
cker zu kehren; und der König, der sich von Berlin, wo noch fran-
zösische Besatzung war, nach Breslau begeben hatte, erließ von dort am
3. Februar 1813 einen Aufruf an die Jugend seines Reiches, sich frei-
willig zum Schutze des Vaterlandes zu stellen, verordnete ferner eine
allgemeine Bewaffnung seines Volkes, als Landwehr und Land-
sturm; und schon am 17. März erklärte er feierlich den Krieg gegen
Napoleon. Die freudigste Begeisterung wurde durch diese königlichen
Beschlüsse in dem ganzen Volke aufgeweckt. Es war ein Gefühl in
Allen, als wenn auf einmal, nach einer dunkeln und stürmischen
Nacht, der helle Morgen anbricht. Jedermann wollte der Erste zur
That seyn; die Jünglinge aus allen Ständen eilten zu den Schaa-
ren der Freiwilligen; die Männer, verheirathete und unverheiratete,
Viele, die schon in bedeutenden Aemtern waren, und niemals an den
Kriegsdienst gedacht hatten, traten in die Landwehr und übten sich
unermüdet in den Waffen. Die Frauen und Töchter, anstatt über die
Gefahren zu klagen, welchen ihre Gatten und Väter entgegen zogen,
munterten sie auf, halfen zu ihrer Ausrüstung, arbeiteten Tag und
Nacht mit ihren Händen für das Heer, opferten ihren Schmuck und
ihr Silbergeräth, und selbst Kinder und Dienstboten brachten ihren
Sparpfennig zum Opfer für das Vaterland. Es war eine große,
schöne Zeit, welche in der Erinnerung derer, die sie erlebt haben, sehr
herrlich und des ewigen Nachruhmes bei der Nachwelt werth ist.
Durch solche edle Anstrengung war es möglich, daß schon nach
wenigen Monaten ein treffliches, wenn auch nicht zahlreiches, preu-
ßisches Heer auf dem Kampfplatze erschien und noch viel größere
Haufen überall zur Nachhülfe gerüstet wurden. Es war auch noth-
wendig, alle Kräfte aufzubieten; denn Napoleon hatte unterdeß eben-
falls in seinen volkreichen Ländern große Werbungen angestellt, und
ein' neues Heer von mehreren Hunderttausenden zusammengebracht,
die Russen dagegen hatten in dem schweren Feldzuge des vorigen
Jahres sehr viel verloren, und so geschah es, daß die Preußön und
Russen vereinigt ihm doch nicht so viel entgegen stellen konnten, als
er noch immer besaß.
Die Schlacht bei Lützen oder Groß-Görschen, 22.
Mai. — Im April schon kam er mit seinen Haufen vom Rheine
durch Hessen und Thüringen gegen Sachsen daher gezogen. Die