1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Lu, Sektr. Die neuere Seit, von der Reformation bis jetzt.
warten. Bis Mittag wich er auch nicht um einen Schritt vom
Platze, da kam plötzlich aus den Wäldern in seinem Rücken, von
wo er Hülfe von Napoleon erwartete, zu seinem Schrecken die preu-
ßische Heerschaar unter Kleist, die auf ihrem Rückzuge durch glück-
lichen Zufall diesen Weg eingeschlagen hatte, herab,' und nun war
.für die Franzosen Alles verloren. Der Reuterei gelang es, sich zum
Theil noch durchzuschlagen; aber indem nun die Preußen von einer,
die Russen und Oestreicher von den andern Seiten kräftig zusam-
mendrängten, wurde der ganze Ueberrest der Franzosen über den
Haufen geworfen, getödtet, zersprengt und 10,000 Mann mit den
Generalen Vandamme und Haxo gefangen genommen. Das war
ein sehr glücklicher Tag nach den trüben Tagen bei Dresden; und
am Abende desselben Tages kam auch die Siegesbotschaft von Blücher
aus Schlesien wegen der Katzbacher Schlacht, von Bülow wegen des
Sieges bei Großbeeren, und sogar von dem englischen Marschall
Wellington, der in Spanien Siege davon getragen hatte. Die from-
men Herrscher feierten am 3. Sept. mit ihren Heeren ein großes
Dankfest für so viele Wohlthaten.
Die Schlacht bei-Dennewitz, 6. Sept. — Im Verdruß
über alle diese Verluste schickte Napoleon seinen kühnsten Marschall
Ney mit einem neuen Heere von 80,000 Mann gegen Berlin ab,
mit dem gemessensten Befehle, diese Hauptstadt, es koste was es
wolle, zu erobern. Aber der Marschall hatte das Unglück, auf die-
selbe Bülowsche Heerschaar zu treffen, die auch seinen Vorgänger so
übel zurückgewiesen hatte. Bei Dennewitz hielt ihn diese viel kleinere
Schaar in seinem Marsche auf und schlug sich allein mit ihm bis
zum Abende herum. Es war ein sehr heißer Tag für die wenigen
Preußen; es kostete vielen treuen und braven Männern das Leben;
aber für die Rettung des Vaterlandes war ihnen das Leben nicht
zu theuer, und ihr Opfer wurde herrlich belohnt. Der Feind mußte
überall zurückwcichen, und als am Abende der Kronprinz von Schwe-
den mit den Schweden und Russen zur Hülfe herbeikam, war der
Sieg schon gewonnen. Der Rückzug der Franzosen wurde nun zur
völligen Flucht; ihre Ordnungen lösten sich auf, ihr Geschütz von 80
Stücken ließen sie im Stich, und mehrere Haufen waren in solchen
Schrecken gerathen, daß sie sich, nach weggeworfenen Waffen, gera-
dezu auf die Flucht nach dem Rheine hin begaben. Von diesem
Tage an war der Gedanke, Berlin zu erobern, von den Franzosen
gänzlich und auf immer aufgegeben.
Alles,' was Napoleon sich ausgedacht hatte, war mißlungen.
Wenn Mäßigung in seinem Gemüthe gewesen wäre, so würde er
nun gesehen haben, daß seines Bleibens in Deutschland nicht mehr
sey; er würde Sachsen verlassen, sich an den Rhein zurückgezogen,
seinen Heeren Ruhe gegönnt und den Frieden angeboten haben. Er
hätte dann seine Krone retten und viel Blut sparen können. Allein
sein innerer Stolz ließ das nicht zu. Den ganzen September hin-
durch suchte er sich in der Gegend von Dresden ^u behaupten, zog
bald gegen das große Heer an die Gränzen von Böhmen, bald gegen