1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die deutschen Befreiungskriege.
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Kindern, und Troß aller Art, aus den Thoren von Leipzig auf dem
Ranstädter Steinwege fort. Es war nur diese eine Straße übrig
und bald war Unordnung und Geschrei durcheinander. Der größte
Theil des Geschützes und Trosses mußte stehen bleiben; Napoleons
Garden aber und die besten Truppen, die er retten wollte, mußten
sich vor Allen Platz machen. Um den Rückzugs derselben so lange
wie möglich zu decken, mußten die Polen, Darmstädter und Badener
mit einigen Franzosen Zurückbleiben, die Stadt zu vertheidigen. Aber
um 8 Uhr des Morgens rückten die Verbündeten schon zum Sturme
heran und es wurde lebhaft an den Thoren und Eingängen der
Stadt gestritten. Um 10 Uhr verließ Napoleon dieselbe und mischte
sich in den wogenden Strom der Flucht; um halb 12 Uhr drangen
die ersten Preußen ein und ließen den Klang ihrer Hörner in den
Straßen ertönen. Was noch in der Stadt war, wurde gefangen,
15,000 waffenfähige Krieger, 25,000 Verwundete von den vorigen
Schlachttagen, und drei Obergenerale. Gleich nach Mittag zogen
auch die Sieger, König Friedrich Wilhelm und Kaiser Alexander ein,
und wenige Stunden nachher der Kaiser Franz. Sie konnten sich
ihres großen Werkes innig freuen, denn durch ihre großsinnige Einig-
keit hatten sie dasselbe vollbracht.
Napoleon dachte nicht mehr daran, irgendwo in Deutschland
Halt zu machen, sondern nur, die Trümmer seines Heeres zu retten;
und auch dieses wurde ihm durch den baierschen General Wrede
schwer gemacht, der sich mit seinen Baiern und einem östreichschen
Heerhaufen bei Hanau ihm in den Weg stellte, und, obgleich er
nicht stark genug war, ihn aufzuhalten, ihm doch noch einen em-
pfindlichen Verlust beibrachte. Am 2. November ging Napoleon
über den Rhein nach Mainz, und hat die Ufer dieses deutschen
Stromes, den er so oft zu unserm Verderben überschritten hatte,
nie wieder gesehen.
Die übrigen Wochen dieses Jahres wendeten die Verbündeten
dazu an, die Ufer des Rheines, von der Schweiz bis an's Meer,
und besonders Holland zu besetzen, was für Napoleon ein unersetz-
licher Verlust war. Die preußische Heerschaar unter Bülow, die
schon so viel Großes in diesem Kriege vollbracht hatte, war es,
welche mit unwiderstehlicher Schnelligkeit und Tapferkeit Holland
in wenigen Wochen frei machte.
101. Das Jahr 1814. — Der Krieg in Frankreich.
Die großmüthigen Herrscher boten dem französischen Kaiser noch
einmal den Frieden an; er aber wollte noch immer von keiner Mäßi-
gung wissen, wollte weder Italien noch Deutschland frei lassen, und
so mußte der Krieg nun über den Rhein in Frankreich selbst versetzt
werden. Durch große Zurüstungen waren die russischen Heere auf
200.000 Mann, die östreichischen auf 230,000, die preußischen auf
160.000 gebracht, und das übrige deutsche Reich rüstete so emsig,
daß bald noch 150,000 Deutsche im Felde erscheinen konnten. Außer-
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