1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Die Jahre 1816 bis 1837.
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Oestreich übernahm die Beruhigung Italiens, und seine Heere brachten in diesem
Jahre 1821 schnell und leicht sowohl Neapel, als Piemont, zu der alten Ordnung
zurück. Und als auch in Spanien, trotz der neu eingeführten Verfassung, keine
Ruhe kommen wollte, sondern vielmehr ein verderblicher Bürgerkrieg sich entspann,
so versammelten sich die drei verbündeten Monarchen 1822 von Neuem in Verona und
willigten ein, daß Frankreich die königliche Gewalt in dem zerrütteten Lande jenseits
der Pyrenäen wieder herstellte. Am 7. Mai 1823 gingen die französischen Heere
über den Gränzfluß Bidassoa, zogen schon am 23. in die Hauptstadt Madrid
ein, und verfolgten die Gegenpartei, welche den König Ferdinand immer mit sich
führte, bis nach der Festung Kadix, welche auf der äußersten südwestlichen Land-
zunge Europa's liegt. Die Stadt mußte sich ergeben und den König frei lassen.
Dieser setzte sich nun in den Besitz der unumschränkten königlichen Gewalt wieder-
um ein, und vernichtete alle Beschlüsse vom Jahre 1820 an, seit die Freiheits-
Parthei geherrscht hatte. Das Land genoß nun ein Jahrzehend hindurch ziemliche
Ruhe, obwohl der Partheihaß fortwährend eine innere Spannung erhielt,bisher
König Ferdinand am 29. September 1833 starb, nachdem er das Hausgesetz über
die Erbfolge geändert, seine noch nicht dreijährige Tochter Jsabella zu seiner
Nachfolgerin und seine Gemahlin Christine zur vormundschaftlichen Regentin ein-
gesetzt hatte. Bald erhob sich in den Baskischen Provinzen ein Aufruhr für den
Bruder des Königs, Don Karlos, welcher der rechtmäßige Erbe des Reichs zu
seyn behauptete, und es entstand ein blutiger Bürgerkrieg, der das unglückliche
Land bis auf diesen Augenblick mit einer Wuth und Grausamkeit zerfleischt, wie
sie nur bei den heftigen Leidenschaften der südlichen Völker möglich sind. Selbst
die Anerkennung und theilweise Unterstützung der Königin durch die Regierungen
von England, Frankreich und Portugal haben dieser den Sieg nicht verschaffen
können, und der Krieg hat im Jahr 1836 an Stärke und Ausdehnung immer
noch zugenommen.
2. P o r t u g a l. In dem Nachbarlande Portugal ist es nicht viel besser
^»gegangen. Nach des Königs Johanns Vi. Tode (1826) fiel das Reich an seinen
ältesten Sohn Don Pedro, der Kaiser in Brasilien war. Dieser ließ dasselbe einige
Jahre durch seine Schwester als Regentin verwalten und ernannte dann seine noch
unmündige Tochter Donna Maria zur Königin, für welche sein Bruder Don
Miguel einstweilen Reichsverweser seyn sollte. Allein dieser, selbst die Krone be-
gehrend, ließ sich im Jahr 1828 zum unumschränkten Könige von Portugal aus-
rufen. Don Pedro war aber nicht Willens, ihn ruhig in dem angemaßten Besitze
zu lassen, und als er im Jahr 1831 durch eine Revolution aus Brasilien ver-
trieben, selbst nach Europa kam, warb er mit den mitgebrachten Schätzen ein
kleines Heer und rüstete eine Flotte aus, landete 1832 in Portugal und vertrieb
seinen Bruder, nach einem Kampfe von beinahe 2 Jahren, gänzlich aus dem
Lande. Seine Tochter Donna Maria wurde von den europäischen Mächten an-
erkannt und herrscht jetzt, nachdem ihr Vater 1835 gestorben ist, in dem, leider
noch immer nicht völlig beruhigten, Lande; vielmehr ist ihr im Sommer 1836
durch einen^ Soldatenaufruhr die Constitution von 1820 aufgedrängt worden,
welche die königliche Gewalt beinahe zum bloßen Schatten herabsetzt.
Auf solche Weise ist das südwestliche Europa noch immer in einem traurig
zerrütteten Zustande, dessen endliche Beruhigung das menschliche Auge noch nicht
vorherzubestimmen vermag.
3. Griechenland und die Türkei. Eben so blutig ist auf dem andern
Ende Europa's im Südosten, jedoch zu einem glücklichern Ausgange, gestritten wor-
den. Im Jahre 1821 nämlich erhob sich der Aufstand der Griechen gegen
die Oberherrschaft der Türken, unter deren Joch sie vor bald 400 Jahren
gekommen waren. Sie wollten wieder ein freies und selbstständiges Volk werden,
wie sie vom höchsten Alterthume herab bis zum Jahre 1453, da'die Türken Kon-
stantinopel eroberten, gewesen waren; und es gelang ihnen im ersten Feuer der
Begeisterung, einen Theil Griechenlands frei zu machen und gegen die Angriffe
der Türken zu Wasser und zu Lande die ersten Jahre hindurch zu vertheidigen.
Allein ihre Zahl und Macht war doch zu gering gegen die ihrer Unterdrücker.
Mit Noth und Gefahr hatten sie immer mehr zu kämpfen, und was das Schlimmste
roar, sie selbst bewiesen, trotz einzelner kühner Thaten und hochherziger Männer,
nicht diejenige Einigkeit, Tugend und Aufopferung, welche einzig in einem so