1835 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Tode verurteilt. Karl milderte jedoch diesen Spruch in lebenslängliche
Klosterstrafe. Bojoarien wurde nun ein wesentlicher Bestandtheil des
fränkischen Reiches, in Gaue eingetbeilt, deren jeder unter einem Gra-
fen stand, an der Grenze war ein Markgraf. Die innere Einrichtung,
Gesetze, Namen und Verfassung blieb. Salzblirg wurde unter seinem
Bischof Arno zum Erzbisthum über die bayerischen Bisthümer, Freistng,
Passau, Regensburg, erhoben. Indessen hielten die Lloaren, eine den
Hunnen ganz ähnliche Nation, ihr Wort, und fielen schon in dem Jahre
von Thasst'lo's Absetzung sowohl in Bayern als auch in Oberitalien ein.
Karl zog (79i) in einem dreifachen Zuge, links lind rechts der Donau,
und auf dem Fllisse selbst, von Regensburg aus in ihr bei der Ens be-
ginnendes Land. Ihre Festungen, Ringe genannt, in deren innersten
Raum sich ihr Chan befand und ihre in Plünderungszügen erbeuteten
Schätze aufbeivahrt wurden, fielen fast ohne Widerstand den Franken in
die Hände, und bis an die Raab erstreckte sich der siegreiche Zug. Doch
konnte erst nach wiederholten Zügen (790, 799) ihre Macht gänzlich ge-
brochen werden, als der kleine, der Vernichtung entgangene Rest, dev
zwischen der Leitha und dem Kalenberg zusammengedrängt war, in
Ernst das Christenthum angenommen batte. Das verödete Land wurde
dann durch Ansiedler meistens von Bayern aus bevölkert und die Ost-
mark genannt. Während dieser Avarenzüge war Karl auch auf den
Gedanken gekommen, sein lingeheures, vom Ebro bis zur Raab ausge-
dehntes Reich durch leichtern Verkehr im Innern einander mehr zu
nähern, und die Donau mit dem Rhein durch einen zwischen Altmühl
und Rednitz angelegten Kanal zu verbinden. Dieses großartige Werk
wurde auch wirklich (793) begonnen, aber entweder wegen natürlicher
Hindernisse, oder anderer Abhaltungen nicht fortgesetzt.
Zu dieser damals mit Recht in allen Landen berühmten Fürsten-
macht kam noch der höchste Glanz, die kaiserliche Krone. Karl war
nämlich fortwährend mit den Päpsten im besten Vernehmen geblieben,
und selbst die aus dem Reichstag zu Frankfurt (794) ausgesprochene
Verwerfung der Bilderverehrung, welche gerade der Papst gegen den
morgenländischen Kaiserhof in Schutz nahm, hatte das gute Vernehmen
des fränkischen Königs und des Papsts nicht gemindert. Nun aber ge-
ricth Papst Leo Iii. (gewählt 790) in die Nothwendigkeit, gegen eine
Partei, die ihn am Georgenfeste (799) hatte sogar ermorden wollen,
den Schutz des Patricius anzuflchen. Er kam daher selbst nach Pader-
born, wo ihn Karl mit großen Ehren empfing und unter sicherer Be-
gleitung wieder zurücksandte. Im nächsten Jahre kam Karl selbst nach
Rom, hielt Gericht, in welchem Papst Leo sich völlig reinigte, seine
Gegner aber bestraft wurden, lind als nun am Weihnachtsfest Karl in
der Patricierkleidung in der Peterskirche erschien, um hier seine An-
dacht zu verrichten, setzte ihm Leo eine Krone auf das Haupt, und
salbte ihn mit dem heiligen Ocle, das Volk aber rief ihm, dem von