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1821 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Kaiser Matthias war kinderlos, so wie alle seine
Brüder. Nach seinem Tode hätten seine Staaten an
den ältesten unter ihnen fallen sollen; allein keiner fand
Gefallen an den Regierungsgeschäften. Sie beredeten
ihn daher, ihren Vetter, den bigotten und fanatischen
Erzherzog Ferdinand, der die Menschen mit Gewalt
in den Himmel treiben wollte, zu seinem Nachfolger zu
erwählen. Ließ geschah. Matthias ließ ihn zuerst als
künftigen König von Böhmen ausrufen. Die böhmischen
Stände widersetzten sich nicht sonderlich; nur machten
sie zur Bedingung, daß Ferdinand sich, so lange Mat-
thias lebte, nicht in die Regierungsgeschäfte mischen
und alle ihre Privilegien bestätigen sollte.
Eine Zeit lang ging alles gut. Nun aber gaben
zwei kleine böhmische Kirchen Gelegenheit zu dem Aus-
bruch des schon lang erwarteten großen Religions-Krie-
ges, der sich bald über ganz Teutschland verbreitete und
dreißig Jahre lang fvrtwüthete. Eine neuerlaubte prote-
stantische Kirche in dem Städtchen Klostergrab mußte
nämlich auf Veranlassung des Erzbischoffs von Prag nie-
dergerissen, und eine andere zu Braunau wieder ge-
schlossen werden. Darüber entstand großer Lärm unter
den Evangelischen, die über Verletzung des Majestäts-
briefes und ihrer Religionsfreiheit schrieen; und einen
Aufstand erregten. Zur Dämpfung desselben wurden ei-
nige der lautesten und unruhigsten Bürger in das Ge-
fäugniß gebracht. Das Uebel wurde aber dadurch nur
noch arger; die Anzahl der Mißvergnügten mehrte sich
und nur allzubald fanden sie einen Anführer. Der tapfere
Graf, Matthias von Thurn, der schon früher em-
pfindliche Beleidigungen von dem Kaiser erfahren hatte,
stellte sich an ihre Spitze und wurde zum Defensor (Vcr-
theidiger) der evangelischen Gemeinden ernannt.
Anfangs ging man mit großer Mäßigung zu Werke.