1821 -
Nürnberg
: Campe
- Autor: Jerrer, Georg Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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aus den festen Plätzen. Viele zogen auch ab, ohne ihn
nur zu erwarten. Auf ihrem Rückzuge verwüsteten sie das
Land, plünderten und verbrannten die Städte, mrßhan-
delten und mordeten die Einwohner. Allenthalben er-
wartete man daher mit Ungeduld die Schweden als
Schutzengel, als Retter von Gott gesandt.
Als Gusta ph Adolph in die Mark Brandenburg
einrückte, eilte der General Til ly, den ich schon öfters
genannt habe, und von dem noch viel zu erzählen rst,
herbei, sie zu vertheidigen. Denkt ihn euch als einen
kleinen hagern Mann, mit eingefallenen Wangen, lan-
ger Nase, breiter gerunzelter Slirne, starkem Knebel-
bart und unten zugespitztem Gesichte. Gewöhnlich trug
er einen spanischen Wams von hellgrünem Arlas, mit
aufgeschlitzten Aermeln, auf dem Kopse einen kleinen
hochaufgestutzten Hut, mit einer rochen Srrausseder, die
bis auf den Rücken herab wallte. Dieß ist ungefähr
Tilly's Bild. Er konnte sich rühmen, nre eine Schlucht
verloren zu haben. Nach Wallensteins Abgang war er
zum Oberfeldherrn über das ganze kaiserliche Heer er-
hoben worden. Es wollte ihm aber, seiner Feldherrn
Talente ungeachtet, nicht gelingen, den König wieder
aus dem Brandeuburgischen, selbst nicht ernmal aus sei-
ner festen Stellung an der Oder zu vertreiben. Des-
wegen verließ er diesen Strom, zog sich über die Elbe
und belagerte die Stadt Magdeburg, die den König
von Schweden zu ihrem Schutz aufgefordert harre. G u-
stav Adolph war bereit, sie zu entsetzen; er trauere
aber nicht dem Kurfürsten von Brandenburg, und ver-
langte von ihm, zur Sicherung seines Rückzugs im Fall
eines Unglücks, die Einräumung der Festungen Küstrin
und Spandau. Dagegen sträubte sich der Kurfürst aus
allen Kräften. Der König aber rückte mir seinem Heere
vor Berlin und ließ ihn zu einer Unterredung aufforoern,