1847 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
200 Zw Liter Theil. Die physikalische Geographie.
8. 330.
Das Pflanzenreich der kälteren gemäßigten Zone.
1. Die kältere gemäßigte Zone liegt zwischen dem 45° und 58°
Br. Die mittlere Temperatur derselben beträgt 6° bis 12°.
2. In dieser Zone liegt das mittlere Europa. Herrliche Wie-
sen, große Heidestrecken, Torfmoor-Pflanzen, hie und da Weiden und die
großen Wälder von Laubhölzern mit zarten, hellgrünen Blättern neben den
Massen der gesellig stehenden Kiefer, bilden den Hauptcharakter dieser Zone.
Die Laubhölzer verlieren im Winter ihre grüne Decke und nur das dunkle
Grün der Nadelhölzer zeigt alsdann, daß die Vegetation nicht ganz
erstorben ist. Für diesen Schlaf entschädigt aber das Wiedererwachen der
Natur im Frühlinge, das mit einem Reiz verbunden ist, der selbst der hei-
ßen Zone abgeht. An die Stelle der üppigen Schmarotzer- und Schling-
pflanzen treten nur Geisblatt, Epheu und Hopfen. An Gesträuchen, wie
an schön'blühenden Rosen, Himbeeren, Schneeball ist die Zone sehr reich.
Im südlichen Theil der Zone gedeiht noch der Weinstock, der Mandel-, Pfir-
sich- und Aprikosenbaum, so wie der Mais. Aepfel-, Birn-, Kirschen- und
Pflaumenbäume sind sehr allgemein. Viele Kohl- und Gemüsearten werden
angebaut, und alle Getreidearten, wie Weizen, Roggen, Gerste u. s. w. ge-
deihen sehr gut. Gegen die Nordgrenze hin schwinden Buche und Weizen.
3. In Asien umfaßt die Zone den Kaukasus, einen großen Theil des
Ural, das Altai-System und einen großen Theil von Sibirien. Der östliche
Theil des Kontinents und Kamtschatka gehören ihrer Flora gemäß zu der
subarktischen Zone. Die asiatischen Gebirgsländer in dieser Zone haben den-
selben Pflanzencharakcer, wie die Gegenden des mittlern Europa. Zn den
Sleppenflächen treten zahlreiche Salz-Pflanzen, Melden, Beifuß-Arten mit
harten, steifbläctrigen, mattgrünen Gräsern auf.
4. Die West-Küsten Amerikas, welche in dieser Zone liegen und
Wälder mit kolossalen Bäumen tragen, stimmen in Hinsicht der Vegetation
mit dem westlichen Europa überein.
5. Das wenige Land, welches auf der südlichen Hemisphäre in
die kältere gemäßigte Zone hineinreicht, zeigt auf denfalklands-Znseln Wie-
sen, Torfmoore, aber keine Wälder, während letztere auf dem Südende von
Amerika oft in großartigem Style auftreten. Auch Feuerland hat noch
Waldungen und herrliche Wiesen, die übrigen Inselgruppen sind aber höchst
unfruchtbare Gebiete.
8. 331.
Das Pflanzenreich der subarktischen Zone.
1. Die subarktische Zone erstreckt sich von 58°bis 66v20 Ihre
mittlere Temperatur beträgt 4° bis 6°.
2. Ze mehr man sich dem Polarkreis nähert, desto niedri-
ger und spärlicher werden die Laub Hölzer; Buchen, Eichen und
Linden verschwinden, endlich hören auch die Kiefern-Wälder auf, und Bir-
ken, Ebereschen nebst Rothtannen (in Asien dafür der Lerchenbaum) bilden
die wichtigsten Bäume, gehen aber an den Gebirgen nicht weiter hinauf.
3. Die Hauptmasse der Holzgewächse bilden die Sträu-
cher, wie Wachholder-, Brombeeren-, Hornstrauch, Weide, Heidelbeere,
Azalea. Grüne Wiesen und Heiden werden immer sparsamer, dagegen
Flechten und Moose überwiegend. Die Vegetation wird immer einfacher und