1847 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
\
238 Dritter Theil. Die politische Geographie.
auf Silber, das in den übrigen Bundes-Staaten nurwenig gewonnen wird.
Dagegen beschäftigt der Bau auf Kupfer, Eisen, Zinn, Zink, Quecksilber
und andere Metalle alle Bundes-Staaten, mit Ausnahme von Oldenburg,
Mecklenburg, Lippe, Holstein und der freien Städte. Salz kommt überall
vor, außer im Königreich Sachsen, in Anhalt und Nassau. Dagegen gibt
es überall brennbare Fossilien. Heilquellen hat Deutschland eine grösste
Menge aller Art, besonders Nassau. Die berühmtesten sind: Wiesbaden,
Ems, Selters in Nassau; Baden in Baden; Wildbad in Wirtemberg;
Kissingen in Baiern; Karlsbad in Böhmen; Nenndorf in Kurhessen; Lie-
benstein in Sachsen-Meiningen-Hildburghausen; Alexis Bad in Anhalt-
Bcrnburg; Pyrmont in Waldeck; Aachen in Rheinpreußen.
2. Die technischen Gewerbe haben in neuester Zeit einen neuen
Aufschwung erhalten. Alle Arten derselben sind in Deutschland vertreten und
die Erzeugnisse der deutschen Industrie können gar wohl mit denen des Aus-
landes wetteifern, werden jedoch noch immer nicht kräftig genug gegen die
ausländische Industrie geschuht. Die bedeutendsten Gewerbe sind die Wollen-
und Daumwollen-Manufakturen, die Garn- und Leinwand-Bereitung. An
sie schließt sich an: die Seidenweberei, die Färberei, die Fabrikation von
Metall, von Glas-, Porzellan- und Töpferwaaren, die Bereitung von Leder,
Seife, Talg und Wachs, die Branntweinbrennerei und Brauerei, die Oel-,
Tabacks- uni» Zucker-Fabrikation.
3. Die technische Kultur hat vorzugsweise in den Gebirgsländern und
namentlich an den äußern Rändern derselben ihre Heimath gefunden. Cen-
tral punkte derselben sind: das nieder-österreichische Donau-Thal, das
nördliche Böhmen, die schlesischen Vorberge, die Ober-Laufih, das Erzgebirge
und Voigtland, Thüringen und der Harz, Franken, die Bergländer am
Ober-, Mittel- und Unter-Rhein und ihre Umgebungen.
4. Der Handel blüht vornemlich in den fruchtbaren und gewerbs-
reichen Gegenden Deutschlands. Er wird befördert durch schiffbare Flüsse,
von denen die meisten mit Dampfbooten befahren werden, aber öfters noch
mit unsinnigen Zöllen (wie der Rhein, die Weser und Elbe) belastet sind;
durch die angrenzenden Meere, unter denen jedoch die Ost-See durch den
ungerechten Sundzoll für deutsche Schiffe fast gesperrt ist; durch Straßen,
Eisenbahnen und Kanäle*); durch Postanstalten u. dgl. Die Länge der
Schiffs-Kanäle beträgt 110 Meilen; die der fahrbaren Eisenbahnen über
580 Meilen.
5. Der Außenhandel beschäftigt außer etwa 20,000 Seeleuten noch
viele andere Personen, namentlich in den Hafenstädten Emden, Bremen,
Hamburg an der Nord-See; in Lübeck, Rostock, Wismar, Stettin, Danzig,
Königsberg, Memel an der Ost-See; in Triest am adriatischen Meer. Ham-
burg ist die Scehandelsstadt in Europa, welche nächst London die meisten
Geschäfte betreibt. Durch den Außenhandel werden versendet Getreide, Wolle
und Bauholz nach England und den Niederlanden; Leinwand und Glas-
waaren nach fast allen Theilen der Erde; Tuch und Wollenwaaren in den
Orient; Eisen nach allen Ländern Europa's; Blei, Pferde, Rindvieh, Por-
zellan u. s. w. nach Frankreich; Kalk, Kupfer, Horn, Wein u. s. w. nach
*1 Die wichtigsten Kanäle: Ludwigs-Kanal zwischen Donau und Main in
Babrn; Kanal von Wien über Wienerisch Neustadt nach der ungarischen Grenze in
Oesterreich; der Finow Kanal zwischen Havel und Oder, der Fricdrich-Wilhelms-
Kanal oder Mnllroser Kanal zwischen Spree und Oder, der plauensche Kanal zwi-
schen Havel und Elbe in Preußen; der holsteinische Kanal zwischen der Ost--L>ee
und der Elbe in Holstein.