1847 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Dritter Theil. Die Politische Geographie.
4. Der Handel hat mit vielen Hindernissen zu kämpfen: mit dem
Mangel an Landstraßen und fahrbaren Strömen, mit der Unzugänglichkeit
der Gebirge, über welche die Lasten nur auf dem Rücken von Menschen
fortgeschafft werden können, mit großen Wüsten, welche nur mit Hülfe des
Kameels durchzogen werden können, mit dem Mangel an guten Häfen und
reich gegliederten Küsten; mit der Unbekanntschafc der Afrikaner in der
Meerschifffahrt, mit der Rohheit der Völker, der Habgier der Fürsten, der
Raubsucht der Nomaden und manchen religiösen Vorurtheilen. Dennoch
aber ist Handel und Verkehr sehr bedeutend und lebhaft, besonders in allen
muhamedanifchen Ländern.
5. Zn ganz Nord-Afrika ist der Handel hauptsächlich in den Hän-
den arabisch-maurischer Handelsleute. Von den Staaten der Berberei aus
durchziehen sie die Sahara und den Hoch-Sudan bis zum Busen von Guinea,
so wie den flachen Sudan bis zum Nordrande Hoch-Afrika'ö und haben
bis jetzt noch immer die europäischen Handelsleute, die von Senegambien,
von der Küste Ober-Guinea's und von Algier aus einzudringen suchten,
zu verdrängen gewußt. Die wichtigsten Handelsplätze des muha-
medanischen Afrika, mit Ausnahme der Nil-Länder, sind Tetuan,
Tafilet und Tanger in Marokko; Algier in Algier; Tunis und Tripolis;
Murzuk in Fezzan; Gadames im Biledulgerid; Segu und Timbuktu am
Niger; Kairo und Sakkatu in Fellata-Staaten; Kuka in Bornu u. a. O.
6. Von großer Wichtigkeit ist der Handel in den Nil-Ländern.
Zm Quelllande des Nil, in Habesch, Schva und Efat, in Narea und Kassa
hat zwar der Handel bedeutend abgenommen, doch ist er noch immer von
solcher Bedeutung, daß er viele arabische Karawanen von Nubien und vom
indischen Meere her beschäftiget und schon längst eine Lockspeise für englische
und französische Kaufleute geworden ist. Der bedeutende Handel Nubien's
und Aegppten's ist fast ganz in den Händen des Vicekönigs. Hier bildet der
Nil die Haupt-Fahrstraße für den innern Verkehr; Alexandrien mit seinen
2 Häfen ist der Centralpunkt für den Handel mit dem Ausland.
7. Auch mit den Bewohnern von dem Hochlande Süd-Afrika's
wird ein bedeutender Handel getrieben. An der Ost-Küste suchen die Araber
(besonders der Zmam von Maskate), welche hier einst von den Portugiesen
verdrängt worden sind, den Handel wieder ganz in ihre Hände zu bekommen.
An der West-Küste entwickeln außer den Portugiesen auch die Briten und
Franzosen eine große Verkchrs-Thätigkeit. Zm Kap-Lande ist der Handel
allein in den Händen der Briten.
8. Die Haupt-Einfuhr-Artikel in's Znnere von Afrika sind:
Pistolen, Flinten, Säbel, Glaswaaren, Wollenzeuge, Seidenwaaren, Töpfer-
gefchirr, Messing, gedruckte Baumwollenzeuge, gestreifte Musseline, Schreib-
papier, Korallen, Rasirmesser, Salz, Gewürze, Parfümerien, indische
Shwals, Branntwein, Rum, Quincallerie-Waaren u. s. w.
9. Die Haupt-Ausfuhr-Artikel sind: Kaffee, Zucker, Reis,
Datteln, Palmöl, Wein aus Madeira, den canarischen Znseln und vom
Kap-Land, Baumwolle, Specereien, Zndigo, Gummi, Sennes-Bläcter, Aloe,
Eben-, Sandel- und Schiffsbauholz; Kameele, Elfenbein, Rhinoceroshörner
und Häute, Panther-, Tiger- und Löwenfelle, Straußfedern, Wachs, Mo-
schus, Goldstaub und Sklaven, von denen jährlich trotz der von England
und Frankreich dagegen ergriffenen Maßregeln gegen 300,000 Köpfe, haupt-
sächlich nach Brasilien und in die vereinigte Staaten von Nord-Amerika