1867 -
Berlin
: Weidmann
- Autor: Klöden, Gustav Adolph von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Nord-Amerika.
bäume mit langen Wurzeln bilden ungeheure, ungesunde, aber schöne Wälder,
namentlich in den Sümpfen der atlantischen Küsten-Ebene und am Mississippi,
in deren tiefen Schatten eine Menge von Farn, Schilfen, schönen Wasserpflanzen
und Sträuchern von 9 bis 18 F. Höhe und ein dicker Rasen gedeihen, geschützt
vor den Strahlen der Sonne. Eichen gibt es über 100 Arten, also mehr als
in der alten Welt; sie nehmen nach dem Aeguator hin an Zahl und Mannig-
faltigkeit zu. Einige Arten bilden nebst der Sumpfwallnuß zum Theil die
Sumpfwälder. Ahorn, namentlich der Zuckerahorn, Magnolien, Tulpenbäume,
Kastanien, wilde Kirschen, Robinien, Eschen, weiße Wallnüsfe, Rothbuchen, Birken,
Pappeln (in Cañada 100 F. hoch und 34 F. im Umfange haltend), deren Ge-
sammtheit im Herbst ein wundervoll buntes Laubwerk bietet, Rhododendren, Aza-
leen und Kalmien bedecken die Gebirgsabhänge; Astern, Sonnenblumen, Rudbe-
kien, Jalappa, Dahlien oder Georginen u. a. schmücken manche Theile der Prä-
rien weit und breit, während Gebüsche von Eichen, Mimosen, Pfirsich- und andren
Obstbänmen, durch wilden Wein eng verschlungen, sich wie Inseln aus dem Gras-
meere erheben. Die Prärien bedecken 10 oder 12 Arten von Gräsern. Man
zählt 120 verschiedene Arten von Waldbäumen, während Europa unter derselben
Breite deren nur 34 hat. Am unteren Mississippi wächst auch die Palmetto-
Palme gesellschaftlich, und die Ufer begleiten undurchdringliche Wälder eines ge-
gen 40 F. hohen Rohres, die mit Gruppen von Pappeln, Weiden, virginischen
Pflaumen, Sassafras und Brombeergebüschen abwechseln. Kartoffeln finden
sich wild in Neu-Mexico und Virginien.
§ 369. Auf der Hochebene von Mexico wächst die Pukka, und aus ihr
nisten sich Schmarotzerpflanzen ein; ferner werden dort die nützlichen Agaven
auf großen Feldern gebaut, besonders die Maguey-Agave, deren Saft einen
Wein gibt. Eine solche Pflanze liefert täglich 3 Quart. Zahlreiche Cactus-
Arten, auf deren einer das Cochenille-Thierchen lebt, bilden Dickichte in sandigen
Ebenen. Ein Echinocactus erreicht sogar 4 F. Höhe und 3 F. Durchmesser, und
ist dann 2000 Pfund schwer. Der Cacao bäum wird in ganzen Wäldern
gebaut, und die Vanille in Menge gewonnen. Palmen und kostbare Holz-
arten wachsen in ganz Mittel-Amerika; der englische Gewürzbaum (die Piment-
Myrte) ist auf Hügeln der Antillen allgemein. Zuckerrohr, Taback, Indigo, Bams,
Ananas gedeihen in den heißen Gegenden überall. Die Fruchtbäuine gehören
meist dem Nußgeschlechte an; aber außerdem sind nennenswerth die Florida-Po-
meranze, die Chicasa-Pflaume, der Melonenbaum, die Banane, die rothe Maul-
beere, die Dattelpflaume oder Persimone und zahlreiche Arten wilden Weines.
Der Weinbau und die Weinbereitung hat in einigen Ländern, wie in Calisornien,
bereits eine erstaunenswerthe Ausdehnung gewonnen.
§ 370. Thiere. Im nördlichen Nord-Amerika leben viele Thiere, die auch
bei uns Vorkommen. Ziemlich allgemein finden sich Wölfe, Füchse, Hasen, Ottern,
Baren, Eichhörnchen, Hirsche, Elen, Biber rc.; im Norden Seehunde und Eis-
bären. Nord-Amerika allein gehören an: Cuguare, Waschbären, Moschus-
ochsen und Bisons. Letztere leben hauptsächlich in den Ebenen östlich vom
Rio del Norte, zwischen dem 31. und 50° n. Br., aber nicht mehr nördlich vom
62o fl, Br. In den Ebenen finden sich viele Hübnerarten und unzählige
Wandertauben, in Zügen von einigen 1000 Millionen; serner Singvögel in
den Wäldern und zahlreiche Wasservögel. Truthühner sind Nord-Amerika eigen-
thümlich. Von Reptilien sind namentlich die Klapperschlangen, mannigfaltige
Schildkröten, auch fleischfressende, sowie Eidechsen oder Leguane und Frösche
zu nennen. Besonders ist das südliche Nord-Amerika oder Mittel-Amerika reich
und eigenthümlich ausgestattet mit Thieren. — Die Schaf- und Pferdezucht ge-
deiht überall.
§ 371. Bewohner. Die Urbewohner, Indianer genannt, in überaus
zahlreichen Stämmen, sind möglicherweise von Asien eingewanoert. Da sie von