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1. Theil 2 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
36 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. heben, geschweige schwingen kann. Aller kostbaren, besonders ausländischen Tracht war er ein großer Feind, und es ärgerte ihn immer, wenn seine Hofleute mit der deutschen Kleidung nicht zufrieden, waren; diese Narrheit hatten also die Deutschen schon damals an sich, das Fremde dem Einheimischen vorzuziehen. Einmal führte er sie gut an. Sie hatten nämlich aus Italien kostbare Mantels mit rothen und braunen Streifen und mit Vogelfedern besetzt, mitgebracht; andere trugen Pelze aus Rattenfellen und anderm weichen Pelzwerk, Karl dagegen keinen andern als seinen Schafpelz. Nun stellte $arl einmal eine Jagd an, und als jeder aufs Schönste geschmückt erschienen war, befahl er, daß keiner eher weggehen dürfe, bis er etwas erlegt hätte. Es war ein rauher Tag und regnete heftig; die -schönen Kleider wurden von der Nässe durchweicht, von Dornen und Aesten zerrissen und vom Blute der wilden Thiere besudelt. Als sie nun nach Hause kamen, befahl Karl scherzhaft, daß keiner vor dem Schlafengehen seinen Pelz ausziehen dürfe, damit er besser auf dem Leibe trockne. Die armen durchweichten Höflinge machten ein saures Gesicht; aber was half es? dem Kaiser mußte gehorcht werden. Sie gingen ans Feuer und wärmten und trockneten sich so gut wie es gehen wollte. Da sie sich aber am Abend auszogen, waren die schönen Kleider ganz verdorben, und alle seufzten, daß ihnen der eine Tag so viel Geld gekostet habe. Am andern Tage befahl Karl, daß sie in denselben Kleidern wieder bei ihm erscheinen sollten. Sie kamen; aber wie sahen sie aus! Es war wirklich ein jämmerlicher Aufzug. Da ließ Karl seinen Pelz herbringen, wie er ihn ausgezogen hatte, rieb ihn vor. ihren Augen aus, und siehe da! er sah so gut wieder aus, wie vor der Jagdpartie. „Ihr Narren!" sprach Karl, „wo gibt es wohl ein besseres Pelzwerk? und das kostet mir nur einen Gulden, eure dagegen viele Pfunde Silbers!" Alle standen beschämt da und schlugen die Augen nieder. Ob sie sich aber nun auch Schafpelze haben machen lassen, wird nicht erzählt. In seiner Familie lebte er so glücklich und heiter, wie ein guter Bürgersmann. Selbst auf seinen Kriegszügen mußten ihn oft seine Frau und seine Kinder zu Pferde begleiten, und hatte er Frieden, so letzte er sich recht im Kreise seiner Familie. Aber er hatte» vielen häuslichen Kummer. Fünf Frauen starben ihm nacheinander, die letzte, Luitberga, schon 800, kurz vor seinem Zuge nach Italien, in Tours, und von seinen Söhnen überlebte ihn nur einer. Von seiner Tochter Emma erzählt.man folgendes Ge-
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