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1. Theil 2 - S. 77

1880 - Stuttgart : Heitz
Gregor Vii. 77 wurde dann Mönch und stieg, da er sich durch Frömmigkeit, Strenge der Sitten und Gelehrsamkeit vor Vielen hervorthat, immer höher, bis ihn die Cardinäle (so heißen die vornehmsten Geistlichen, denen die Papstwahl zusteht) zum Papste wählten. Seine Wahl geschah auf folgende -Art: Die Cardinäle versammelten das römische Volk und riefen ihm zu: „Hildebrand, den Archi-diaconus, haben wir zum Papste erhoben, daß er unser beständiger Herr sei und Gregorius heiße: den wollen und billigen wir. Gefällt er euch?" —- Das Volk antwortete: „Er gefällt uns." — „Wollt ihr ihn?" — „Wir wollen ihn." — „Lobet ihr ihn?" — „Wir loben ihn." Heinrichs Vater hatte verordnet, daß kein Papst ohne des deutschen Königs Willen gewählt werden sollte. Schon der Vorgänger Hildebrands, Papst Nico laus Ii., hatte es indeß durchgesetzt, daß die Papstwahl lediglich den Cardinälen übertragen würde und daß dem Kaiser das Recht der Bestätigung erst vom Papste ertheilt werden solle. Von demselben Papste hatte der Normannenherzog Guiscard alle seine Besitzungen als Lehn des päpstlichen Stuhles empfangen, wobei er sich auf die angebliche Constantinische Schenkung berief, worin es heißen sollte: „Die Stadt Rom und alle Länder Italiens und des Occidents." Als nun Gregor seine Wahl dem Kaiser Heinrich melden ließ, war dieser sehr ungehalten und ließ ihn durch einen besondern Gesandten fragen, mit welchem Rechte er denn gewählt sei? Der schlaue Gregor stellte sich ganz demüthig, um nur erst die Bestätigung zu erhalten. „Herr Graf," sagte er zu dem kaiserlichen Gesandten, „Gott ist mein Zeuge, daß ich diese Ehre nicht gesucht habe, sondern daß sie mir von den Römern mit Gewalt aufgebürdet ist. Die Einweihung will ich auch durchaus nicht eher mit mir vornehmen lassen, bis ich des Kaisers Willen weiß." — Heinrich wurde durch diese Bescheidenheit besänftigt; er genehmigte nicht nur die Wahl, sondern befahl auch, ihn sogleich zum Papste zu weihen. Wie schwer mag er dies späterhin bereut haben! Nun ging Gregor rasch an sein Werk. Fest stand in seiner Seele der Entschluß, die Geistlichen ganz los zu machen von der Herrschaft der Fürsten und der Staatsgewalt — und so ist er der eigentliche Begründer der Macht des Papstthums geworden. Diese besteht in den folgenden Behauptungen: 1) Der Papst ist der Statthalter Gottes und Christi auf Erden.
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