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1. Theil 2 - S. 118

1880 - Stuttgart : Heitz
118 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. im Sattel und zum Grausen aller, die es sehen, rennt der wild gewordene Gaul mit dem Blute seines Herrn überschüttet nach der Stadt zurück. Diese That klingt fast unglaublich, ist aber angesichts beider Heere geschehen und durch mehrere Augenzeugen einstimmig erzählt worden. So herrlich, wie hier durch glänzende Tapferkeit, ragte Gott-frieb auch durch Tugend des Herzens über seine Gefährten weit hervor; denn so wie unter den Fürsten Neid und Eifersucht, so herrschte unter den Gemeinen eine große Verworfenheit. Kein Wunder, da ja die Hefe des Pöbels sich unter ihnen befand! Hier nur ein Beispiel statt vieler. In dem eben erwähnten Gefechte hatten die Seldschuckeu an 5000 Mann verloren; von den Mauern der Stadt hatten die Mütter und Weiber mit angesehen, wie die Ihrigen hingewürgt wurden, hatten sich vor Schmerz die Haare zerrauft und die Luft mit ihren Wehklagen erfüllt. In der nächsten Nacht aber begruben sie die ihnen theuern Todten, und gaben ihnen den besten Schmuck, die schönsten Kleider und die in der Schlacht getragenen Waffen mit ins Grab! In unsern Zeiten hätte ein edelmüthiger Feind nicht nur die Trauer der Armen nicht gestört, sondern sie selbst von Herzen bedauert. (Man denke dabei an Achilles und Priamos.) Nicht so die Kreuzfahrer. Am nächsten Morgen stürzten sie auf die frischen Leichenhügel los, störten mit unmenschlicher Wuth die stille Ruhe der Todten, verstümmelten diese und raubten die in den Gräbern gefundenen seidenen Kleider, die sie, manche drei oder vier übereinander, geschwind anzogen, um ihre Lumpen zu ersetzen, und so stolzirten sie, die weinenden Mütter und Weiber laut verhöhnend, vor den Mauern der Stadt herum. Endlich wurde Antiochia durch Verrath eingenommen. Daß es da wieder entsetzliche Scenen gab, braucht nicht erst gesagt zu werden; denn die Kreuzfahrer hielten es nicht nur nicht für Unrecht, die Ungläubigen zu berauben und zu morden, sondern sie glaubten dadurch gar Gott einen rechten Dienst zu erweisen. Zehntausend sollen von ihnen gemordet worden sein. Aber die Strafe für die hier verübten Greuelthaten blieb nicht aus. Kaum hatten sie sich in Antiochia eingerichtet, als Kerboga, der Fürst von Mosnl, mit einem Heere von einigen Hunderttausenden herbeiströmte und die Stadt ganz und gar einschloß. Er hatte sich aufgemacht, um seinen Glaubensbrüdern, den Antiochiern, zu Hülfe zu kommen. Zwar kam er zum Entsatz der Stadt zu spät, nicht aber, die Kreuzfahrer aus ihrer Ruhe aufzuschrecken. Diese hatten an einen solchen
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