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1. Theil 2 - S. 134

1880 - Stuttgart : Heitz
134 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. monatlichen Gefangenschaft wurde ein Vertrag geschlossen, durch welchen König Richard gegen ein Lösegeld von 50,000 Mark an den Kaiser und 20,000 Mark an Leopold von Oestreich die Freiheit wiedererhielt. Solche Vorfälle mußten freilich jedem Fürsten die Kreuzzüge verleiden! Dennoch wurden noch einige unternommen, zusammen sechs bis sieben; aber alle waren vergebens. Jerusalem wurde zwar noch ein Mal (durch Kaiser Friedrich Ii. 1229) gewonnen (s. unten), aber nur auf kurze Zeit; dann ging es für immer verloren (1244). Der letzte König, der einen Kreuzzug unternahm, war Ludwig Ix., der Heilige, König von Frankreich. Dies war ein ganz vorzüglich guter Mann. Einmal in einer gefährlichen Krankheit hatte er das Gelübde gethan, wenn Gott ihm wieder zur Gesundheit verhelfe, so wolle er einen Kreuzzug unternehmen. Er wurde hergestellt, und nun hielt ihn nichts ab, sein Gelübde zu erfüllen (1248). Aber statt gerade nach Palästina zu gehen, hielt er es für besser, lieber den Sultan von Aegypten (Malek et Saleh) in seinem eigenen Lande anzugreifen; und so segelte er nach Aegypten. Zwar verrichteten der gute König und seine Begleiter hier Thaten, die ans Wunderbare grenzen;*) aber die Feinde waren zahlreich, und die Seuchen rieben zu viele Franzosen auf, kurz, es ging immer schlechter, bis jtch der König endlich gar mit allen seinen Rittern dem Sultan gefangen geben mußte. Wenig fehlte, daß er in seiner Gefangenschaft gemißhandelt worden wäre, weil er sich *) So war das ganze Heer, der König mit dem Degen in der Faust an der Spitze, bei der Landung bis an die Schultern ins Meer gesprungen, und hatte so das Heer des Sultans in die Flucht getrieben. — In einem hartnäckigen Gefechte wurde der König von sechs Muhamedanern zugleich angefallen, die seinem Pferde in die Zügel fielen. Er schlug aber so tapfer mit seinem Streitkolben um sich, daß er sie alle tödtete. — Ein alter Ritter bekam bei Bewachung einer Brücke fünf, und fein Pferd fünfzehn Wunden; aber das störte ihn so wenig, daß er nicht vom Platz ging. — In einem andern Gefechte wurden den Rittern alle Pferde getödtet. Da fochten des Königs Bruder und etliche Ritter, aus denen der Haufen bestand, zu Fuß unerschrocken weiter, und stießen und schlugen so wild um sich, daß ihnen die sie umdrängenden feindlichen Schaaren nichts anhaben konnten. Endlich schickte ihnen der König Hülfe, die sie aus der Gefahr befreite. Einer der tapfersten Ritter wurde einst nach einem mörderischen Gefechte von den Sarazenen gefangen. Er war aber so beliebt bei dem Heere, daß sogleich die Marketender, Fuhrknechte und Weiber sich zusammenthaten, die ersten besten Waffen ergriffen, damit auf die Muselmänner losstürzten und den gefangenen Grafen befreiten. Wie schade, daß so viele tapfere Thaten doch zuletzt keinen bessern Erfolg hatten!
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