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1. Theil 2 - S. 135

1880 - Stuttgart : Heitz
Ludwig der Heilige. 135 standhaft weigerte, die eroberten Städte herauszugeben. Endlich ließ ihn der Sultan fragen, wie viel Geld er außer der festen Stadt Damiette noch für seine und der Seiuigeu Auslösung bezahlen wolle. „Ich erwarte," antwortete Ludwig, „des Sultans Forderung." Diese fiel dahin aus, daß er außer jener Stadt noch eine Million Goldstücke geben sollte. Mit edlem Stolze aber erwiederte Ludwig, ein König von Frankreich lasse sich nicht für Geld verhandeln; er wolle für sich die verlangte Stadt, für die ©einigen aber die geforderte Million bezahlen. Dieser königliche Aussprüch gefiel dem Sultan, der für Edelmuth auch nicht unempfänglich war,- so sehr, daß er von freien Stücken den fünften Theil der Summe erließ. Dieser edle Sultan wurde bald darauf vor den Augen Ludwigs und seiner Ritter von seinem eigenen Gefolge ermordet. Ludwig schauderte bei dem Anblicke. Ein Emir schnitt dem Leichnam das Herz aus dem Leibe und überreichte es dem Könige mit wildem Blicke, indem er ihm zurief: „Was giebst du mir, daß ich dich von einem Feinde befreit habe, der dich am Ende noch hätte können umbringen lassen?" — Ludwig war so voll Entsetzen, daß er ihm gar nicht antwortete. Da zog der Mörder den Säbel heraus, zeigte dem König die Spitze, und schrie: „Wähle! Entweder stirbst du jetzt von meiner Hand, oder schlage mich augenblicklich zum Ritter!" — Ludwig wandte sich mit Abscheu weg und antwortete: „Werde ein Christ, dann will ich dich zum Ritter schlagen!" — Der Sarazene erstaunte über die eiserne Festigkeit des Königs, steckte seinen Säbel wieder ein und ging fort. Nach noch vielen andern Gefahren wurde der König endlich losgelassen; aber von seinen Leuten wurden statt 12,000 nur 400 freigegeben; die meisten der armen Gefangenen waren gegen alle Treue erschlagen worden. Auf der Rückfahrt nach Frankreich zeigte Ludwig recht seinen frommen Sinn. Sein Schiff ließ er zur Kirche einrichten. Alle Tage wurde vor dem mit vielen Reliquien gezierten Mare Messe gelesen; mit den Matrosen wurden Katechi-sationen angestellt, und der König selbst bereitete die Sterbenden zum Tode. Nach einem heftigen Sturme, bei welchem die Königin — denn diese hatte ihren Mann unter allen Widerwärtigkeiten begleitet — jeden Augenblick unterzugehen fürchtete, langte man wieder in Frankreich an (1254). Wie wohl mochte allen sein, den vaterländlichen Boden unter den Füßen zu haben! Und doch ließ sich Ludwig nicht ausreden, noch einen Kreuzzug zu unternehmen, zwar erst 16 Jahre später, (1270), wo er
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