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1. Theil 2 - S. 147

1880 - Stuttgart : Heitz
Heinrich V. Jnvestitursireit. 147 Geistlichen hinfort mit dem Zehnten und denjenigen Gütern, die sie Privatpersonen verdankten, sich begnügen sollten. Heinrich sah wohl ein, daß die Ausführung dieses Vorschlages unmöglich sein würde, indessen ging er ihn ein, um seine Friedensliebe zu zeigen, und zog in Rom ein, wo ihm Paschalis freundlich entgegenkam und ihn in die Peterskirche führte. Aber nun forderte der Papst die Entsagungsacte; Heinrich wollte dagegen sie nicht eher abstellen, bis der Papst ihm Sicherheit wegen der Rückgabe der geistlichen Güter gegeben habe. Der Lärm wurde noch größer, als die Bischöfe und Fürsten geradezu erklärten, sie würden sich den Vertrag nicht gefallen lassen; jene sagten, sie würden dabei zu sehr verlieren, und diese meinten, der Kaiser würde dadurch zu übermächtig werden. Nachdem man so bis an den Abend gestritten hatte, trat endlich einer der Begleiter Heinrichs vor und rief: „Was braucht's hier vieler Worte! Wisset, daß unser Herr ohne alle Bedingung, wie einst Karl der Große, gekrönt sein will!" Und da der Papst nicht wollte, so winkte Heinrich seinen Soldaten und nahm ihn sammt mehreren Cardinälen gefangen. Nach zweimonatlicher Gefangenschaft gab Paschalis endlich nach, überließ dem Kaiser die Investitur, krönte ihn feierlich, und nun schien der Streit beigelegt. Heinrich kehrte vergnügt nach Deutschland zurück, nachdem er den Papst in der Freude seines Herzens reichlich beschenkt hatte (1111). Aber kaum war er in Deutschland, so entstanden in Rom heftige Bewegungen. Alles schrie wüthend gegen den Papst, daß er nicht nur einen Tyrannen gekrönt, sondern auch die Rechte der Kirche geschändet habe. Die Entschuldigung, daß er ja vom Kaiser gezwungen worden sei, wurde nicht angenommen. „Ich habe einmal geschworen," antwortete er, „und kann meinen Eid nicht brechen. Indessen sehe ich wohl ein, daß der Vertrag nicht gültig sein kann, da ich ihn ohne die Einwilligung der Cardinäle abgeschlossen habe. Darum bitte ich euch, ihr Geistlichen, daß ihr den von mir begangenen Fehler auf irgend eine Art wieder gut macht." Diese Worte wurden mit Entzücken aufgenommen, und sogleich erklärte die Versammlung der Geistlichen, daß das dem Kaiser vom Papste eingeräumte Jnvestitnrrecht dem letztem abgedrungen, und also hiermit verdammt, vernichtet und aufgehoben sei, und der Erzbischof in Verona that den Kaiser gar in den Bann; denn der Papst selbst durfte dies nicht thun, weil er geschworen hatte, sich am Kaiser nicht rächen zu wollen. Zu dieser Verlegenheit Heinrichs kam noch eine andere und
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