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1. Theil 2 - S. 162

1880 - Stuttgart : Heitz
162 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Könige miteinander führten, und nicht nur Deutschland, sondern auch Italien theilte sich in zwei Parteien. Philipp und Otto bewarben sich um die Gunst des Papstes, damals Innocenz Iii., eines stolzen, kräftigen und herrschsüchtigen Mannes, welcher das Werk Gregors Vii. vollendete. Er legte den Grund zur Unabhängigkeit des Kirchenstaates von der weltlichen Gewalt. Dieser nahm ganz die Miene eines Richters an und schrieb an sie: sie würden doch wohl wissen, daß ihm, dem Papste, allein die Entscheidung, sowie überhaupt die Besetzung'des Kaiserthrons zukomme, und wenn die Fürsten sich nicht bald einigen könnten, so würde er den Otto bestätigen. Das that er bald darauf auch wirklich; er nähme ihn, so schrieb er, als König an, mit dem Befehle, daß ihm überall Gehorsam geleistet werde. Aber bald änd-erte sich die Sache. Philipp war glücklicher im Felde als Otto, der zuletzt fast von allen seinen Freunden verlassen wurde; und als nun Philipp einen recht verbindlichen Brief an Innocenz schrieb, so schenkte ihm dieser seine Gunst, sprach ihn vom Banne los und befahl dem Otto, mit seinem Gegner einen Stillstand zu schließen. Dieser würde von keiner langen Dauer gewesen sein, wäre nicht Philipp unerwartet durch die Hand eines Meuchelmörders getödtet worden. Er hatte nämlich — so wird erzählt — dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach dem Jüngern seine Tochter Kunigunde zur Frau versprochen, aber sein Wort nachher zurückgenommen, weil er es für vortheilhafter hielt, sie dem Könige von Böhmen zu geben. Nun wollte Otto dagegen des Herzogs von Polen und Schlesien, Heinrich des Bärtigen, Tochter heirathen und bat Philipp um ein Empfehlungsschreiben. Wirklich gab ihm dieser auch einen Brief mit. Aber ein kleiner Umstand machte Otto argwöhnisch, ob er auch wohl eine Empfehlung enthielte. Er öffnete ihn unterwegs und fand, daß Philipp ihn als einen boshaften und rohen Menschen geschildert hatte. Das brachte ihn so auf, daß er augenblicklich umkehrte, in den Schloßhof von Bamberg sprengte, wo Philipp damals Hof hielt, die Treppe hinaufstürmte, einem Trabanten im Vorzimmer das Schwert aus der Hand riß und zornglühend in des Königs Zimmer drang, der eben, weil er zur Ader gelassen, auf dem Ruhebette lag. Als Otto ihn nun mit Vorwürfen überhäufte und mit dem Schwerte umherfuhr, rief der König: „Das Schwert hinweg! hier ist nicht der Ort zu solchen Dingen!" Da antwortete Otto: „Aber wohl ist es Zeit und Ort, deinen Verrath zu bestrafen!" und hieb den
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