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1. Theil 2 - S. 179

1880 - Stuttgart : Heitz
Sicilianische Vesper. Die heilige Hedwig. 17g Wahl ihres Gatten. Ihre Aeltern wünschten, daß sie mit Heinrich I. dem Bärtigen, Herzog von Schlesien, sich vermählte, und sogleich gehorchte sie, obgleich sie erst 12 Jahre alt war und den Herzog noch nicht kannte. Diese Verbindung machte sie aber nachmals recht glücklich. Auch über Schlesien hat die gute Hedwig recht viel Segen gebracht; denn sie brachte eine große Zahl wohlgesinnter Deutscher mit, und seit ihrer Zeit fingen die deutschen Sitten an, die polnischen, die bisher hier geherrscht hatten, zu verdrängen. Von dem Tage ihrer Vermählung an suchte sie auf ihres Gatten Gemüth vorteilhaft einzuwirken, damit er ein recht guter und dadurch auch glücklicher Fürst würde. War ihr Gemahl zornig, oder war Jemand bei ihm in Ungnade gefallen, oder hatte er Jemanden ins Gefängniß setzen lassen, so lag sie so lange vor ihm auf den Knieen, bis er wieder sanft war, oder dem Schuldigen vergeben hatte. Den Gefangenen suchte sie aber ihr Unglück möglichst zu erleichtern, indem sie ihnen Essen und Trinken, Kleider und Licht schickte. Für die, welche wegen Schulden gefangen saßen, bezahlte sie das Geld, und war Jemand zum Tode vernr-theilt, so bot sie bei ihrem Manne alles auf, ihm das Leben zu erflehen und zu bewirken, daß die Todesstrafe mit Arbeit an Kirchen- und Klosterbauten abgelöst wurde. Einst hatte der Herzog von Masovien, Konrad, den Herzog Heinrich hinterlistiger Weise gefangen genommen. Heinrichs und der Hedwig Sohn, der nachmalige Heinrich Ii. von Schlesien, wollte sogleich mit einem Heere nach Polen eilen und seinen Vater mit Gewalt befreien. „Nicht also!" sprach Hedwig; „bleib! durch die Verwüstung des Landes und Blutvergießen würdest du Unrecht thun. Laß mich hin!" So reiste sie selbst in das Lager des wilden Konrad und wußte ihn durch freundliche Vorstellungen so einzunehmen, daß er seinen Gefangenen gegen einige Bedingungen frei gab. Froh kehrte sie mit ihrem geliebten Heinrich nach Breslau zurück. Nach den Vorstellungen jener Zeit meinte sie, sie müsse Gott das aufopfern, was ihr am liebsten wäre. Recht so, wenn unser Gewissen es verlangt! Aber Hedwig glaubte, man müsse das auch unberufen thun, und darum bat sie ihren Gatten, mit ihr Gott das Opfer zu bringen, sich von ihr so zu trennen, daß jedes von ihnen besonders wohnte und sie sich so wenig wie möglich sähen. „Welche Thorheit!" wird Manche mit Recht sagen; aber man vergesse nicht den Unterschied der Zeit und der Religion?-
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