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1. Theil 2 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. stehen zu geben, bctfi er sie nicht mehr liebe. Währenb ihre heimlichen Feinde so baraus bachten, sie vom Hofe zu entfernen und sie dem jungen Landgrafen zu verleiben, erweckte ihr Gott einen Freuub in der Noth, den ebeln Walther von Vargila, der zu der Gesanbtschast, die sie aus Ungarn nach Thüringen begleitet, gehört hatte. Er hatte immer im Stillen ihre nngeheuchelte Frömmigkeit bewuubert, und ba sie dem alten Manne jetzt ihre Herzensangst klagte, entschloß er sich, für sie zu handeln. Auf einer Reise, die er mit dem Lanbgrasen machte, näherte er sich biesem und fragte ihn feierlich: „Wozu seib Ihr entschlossen: Euch mit des Königs Anbreas Tochter zu vermählen, ober sie ihrem Vater zurückzuseubeu?" Da zeigte Ludwig auf einen Berg, der vor ihnen lag, und sprach: „ Siehe biesen Berg! wenn er vom Fuße bis zur Spitze von Golb wäre, so würde ich ihn bennoch verschmähen um meiner verlobten Braut willen. Mögen Anbere über sie beukeu, was sie wollen, ich liebe meine Elisabeth einmal nnb ziehe sie allen andern vor." — „Darf ich ihr das verkünbigen?" fragte Vargila. — „Thue es," antwortete der Lanbgraf, „und reiche ihr bies Geschenk." Es war ein boppelter Taschenspiegel, mit einer metallenen Einfassung und -dem Bilbe des gekreuzigten Jesus geziert. Wie freute sich Elisabeth über bies Geschenk,'noch mehr aber über die Nachricht, von der es begleitet würde. Die Erklärung des Lanbgrasen hatte, wie es an Höfen zu geschehen pflegt, das Benehmen der Höflinge plötzlich geänbert. Jetzt schwiegen sie nnb stellten sich wieber sreunblich gegen Elisabeth, die auch, sobalb sie 14 Jahre alt war, ihre Vermählung mit Ludwig feierte. Von nun an fühlte sie sich sehr glücklich; aber ihr Eifer, Gott nach ihrer Weise zu bienen, verboppelte sich zugleich. Sie glaubte nämlich, nur baburch könne sich der Mensch der Seligkeit des Himmels und des Beifalls Gottes recht würbig machen, wenn er sich hier recht abquäle und alle irbische Freuben sich versage. Dies that sie bettn nun auch mit dem größten Eifer und machte sich aus jebem uuschulbigeu Genusse eine Sünbe. Diesen traurigen Irrthum ihres Verstanbes müssen wir freilich beklagen, aber boch die fromme Hingebung, mit der sie ihren Vorsatz burch-siihrte, betvunbern. Keine Nacht schlief sie hintereinanber; in jeber ftanb sie auf, tnieete ttteber und betete oft so lange, bis sie im Schlummer ganz niebersank. Alle Bitten ihres Mannes, sich zu schonen, waren vergebens; eine ihrer Kammerjungfern mußte wachen und sie zur bestimmten Zeit znm Gebet wecken. Doch das
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