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1. Theil 2 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Die heilige Elisabeth. 187 der Landgraf hatte öffentlich erklärt, er würde den nicht für feinen Freund erkennen, der sie aufnehmen würde. Alle ihre bisherigen Freunde wandten sich von ihr; selbst die, welche von ihr mit Wohlthaten überschüttet worden waren, hatten das vergessen, und ein böses Weib war gar so undankbar, sie zu verhöhnen und zuletzt in einen Bach zu stoßen. In Thränen gebadet trat sie in ein Wirthshaus des am Fuße des Berges gelegenen Städtchens, und hier erst überdachte sie das Schreckliche ihrer Lage. Mitten in der Nacht erhob sie sich von ihrem schlaflosen Lager und eilte in ein Kloster. Hier fand sie Trost im Gebete und dankte Gott inbrünstig auch für die schweren Leiden, die er ihr zuzuschicken gewiß seine weisen und liebevollen Absichten habe. Am meisten schmerzte sie, daß sie ihren kleinen Kindern keine Bequemlichkeiten verschaffen konnte. Endlich kam die Leiche ihres Gemahls in Bamberg an und wurde hier von dessen Brüdern und allen Edeln des Landes feierlich empfangen. Auch Elisabeth war hingeeilt. Dies benutzte ihr alter Freund Vargila; er stellte dem Landgrafen Heinrich das der frommen Frau zugefügte Unrecht vor, und es gelang ihm, ihn zu rühren, so daß Heinrich sie mit sich wieder auf die Wartburg nahm. Aber hier, wo sie mit ihrem Gatten so glücklich gelebt hatte, war ihres Bleibens nicht. Sie eilte wieder fort, vertheilte das ihr gegebene Geld unter die Armen und begab sich nach Marburg, welches der Landgraf ihr zur Wohnung angewiesen hatte. Noch war sie nicht lange da, als eine Gesandtschaft aus Ungarn bei ihr eintraf. Ihr Vater, der König Andreas, hatte von ihrer Noth gehört und ließ sie zu sich einladen. Die Gesandten trafen sie, wie sie eben am Spinnrade saß; sie erklärte fest, daß sie in ihrer Niedrigkeit bleiben wolle, und war nicht zu bewegen, mitzuziehen. Auch blieb sie in Marburg bis an ihren Tod, der 1231 erfolgte, und nährte sich von Wollespinnen. Sie erreichte nur ihr 24. Lebensjahr. Daß von einer so frommen Frau viele Wunderthaten erzählt werden, kann Niemanden nach dem Geiste jener Zeit befremden. Wir wollen einige erzählen, die Wahrheit derselben aber auf sich beruhen lassen. Einst ging sie mit einem Korbe voll Lebensmittel von der Wartburg den Berg hinab, um Arme und Kranke zu er- und die sie damit verscheuchte. Nur steigt dabei der Zweifel auf, wie sie denselben habe führen können, da ja keine ihrer Hände frei war.
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