Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Theil 2 - S. 208

1880 - Stuttgart : Heitz
208 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. kam, und immer bitterer wurde die Stimmung seines Gemüths. Das wurde leicht bemerkt, und so schlossen sich alle die an ihn, die auch mit dem Kaiser unzufrieden waren. Vier Edelleute (sie hießen Walther von Eschenbach, Rudolph von Balm, Rudolph von Wart und Konrad von Tegerseld) verschworen sich mit ihm, dem Leben des Kaisers, der auf die Bitten der Gerechtigkeit nicht hören wollte, ein Ende zu machen. Noch einen Versuch wollte Johann machen, weil es ihm schwer wurde, den eigenen Oheim zu todten. Er bat zwei Bischöfe, für ihn mit dem Kaiser zu sprechen. Albrecht hörte sie freundlich an, fertigte sie aber, wie gewöhnlich, mit Vertröstungen ab. „Wenn ich zurückkomme von der Reise," sagte er, „da wollen wir sehen! Mein Vetter muß nur Geduld haben." — Murrend wandte sich Johann von seinem Oheim; da rief ihm dieser nach: „Hör' an! Wähle dir indessen hundert der besten Rosse und Leute aus meinem Heere aus; die magst du anführen!" — Aber Johann ging mit verbissenem Grimme und dachte über seine Schande nach. Da sie alle bei der Tafel saßen, brachte ein Junker Maienkränze — denn es war gerade der 1. Mai —; der Kaiser aber suchte den schönsten für seinen Neffen aus und sprach dabei: „Siehe, lieber Vetter, so etwas paßt sich für dein Alter!" — Johann legte den Kranz neben sich; seine Augen füllten sich mit Thränen. — Nachmittags ritt Albrecht seiner Frau entgegen; die Ritter feines Hofes begleiteten ihn. Als sie aber an eine Heb erfahrt über die Aar kamen, trennten ihn die Verschworenen von den übrigen, damit, wie sie sagten,^der Kahn nicht beschwert würde. Da fielen, als man eine Strecke durch die Felder geritten war, die Verschworenen über den Kaiser her. Er aber rief: „Vetter, zu Hülfe!" — „Da ist die Hülfe!" schrie Johann und rannte ihm das Schwert in den Nacken, daß es vorn durch die Brust hinausdrang und der unglückliche Kaiser zu Boden stürzte. Ein armes Weib, das eben des Weges her kam, sah ihn fallen, lief herzu und stand dem Sterbenden bei. Kaum war die That geschehen, so erschracken Johann und seine Freunde über das, was sie soeben gethan hatten. Das Bewußtsein, einen Mord, und zwar einen Königsmord begangen zu haben, erschreckte sie bis ins Innerste der Seele. Sie jagten auseinander und haben sich von Stund an nie wieder gesehen. Johann eilte durch die Schweiz und verschwand. Man glaubt, er sei nach Palästina gezogen und in Pisa als Mönch gestorben. Man nennt ihn wohl Johann
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer