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1. Theil 2 - S. 220

1880 - Stuttgart : Heitz
220 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. Liebe oder ein Diener aus Habgier zur Pflege entschloß. Alle Begleitung zum Grabe fiel weg; Leute aus der niedrigsten Classe trugen für großen Lohn den Sarg eiligst zum Begräbnißplatz. Noch gräßlicher war das Loos der Armen. Man -brachte sie in Lazarethe, wo ihnen aber meist jede Pflege und Wartung abging; hier lagen sie zu Tausenden nebeneinander geschichtet und verpesteten die Luft weit umher. Viele starben aus den Straßen, andere verlassen in ihren Häusern, und erst der Leichengeruch machte den Nachbarn kund, daß verwesende Leichname da wären. Jeden Morgen fand man eine Menge derselben, die während der Nacht da ausgesetzt waren, damit die Anverwandten die Kosten und die Gefahr des Beerdigens ersparten. Dann holten die von der Obrigkeit bestellten Männer Särge herbei, oder auch nur ein Brett, und ein Sarg umschloß oft Mann und Frau, Vater und Sohn oder mehrere Geschwister. Sah man zwei Priester mit einem Kreuze einem Leichenzug vorangehen, so öffneten sich alsbald alle Thüren; aus ihnen trug man einen oder mehrere Särge hervor, die sich dem Trauerzuge anschlossen. Im ganzen Europa starben 2/5 der gestimmten Bevölkerung, und da man diese Verheerung für eine Strafe Gottes hielt, fo zogen zahllose Haufen sogenannter Flagellanten im Lande umher, die sich zur Abbüßung der Sünden der Menschen den Rücken zerfleischten. Dies waren Leute, die entweder aus religiöser Schwärmerei oder aus Arbeitsscheu in einzelnen Haufen im Lande umherzogen, um sich für die Vergehungen des Volkes zu geißeln. Vor ihnen her wurde eine Mut-rothe Fahne getragen; sie selbst waren in Bußkleider gehüllt und trugen in der Hand eine Geißel aus knotigen Riemen, deren Enden eiserne Stacheln hatten. Wenn sie unter dem Zulaufe des Volkes in eine.stadt einzogen, so warfen sie die Kleider ab, nur den Leib mit einem weißen Tuche umwunden. Unter Absingung trauriger Bußspalmen geißelten sie sich dann den Rücken so, daß das Blut herablief, und beteten zu Gott, daß er um ihres Blutes willen die verdienten Strafen abwenden möchte. Zuletzt sammelten sie unter dem Volke Geldbeiträge ein. So wurde unsere heilige Religion zu schnödem Gelderwerbe gemißbraucht! — Nachdem der schwarze Tod fast ganz Europa durchzogen hatte, hörte er endlich von selbst auf. Kurz vor und bald nach diesem großen Unglück trug sich in Rom eine seltsame Regierungsveränderung durch Cola di Rienzi zu. Dieser Mann war der Sohn eines Weinschenken und einer
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