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1. Theil 2 - S. 239

1880 - Stuttgart : Heitz
Johann Huß in Kostnitz. Morgen gekehrt sterbe. Wirklich machten sie den guten Mann wieder los, und banden ihn auf die Abendseite an. Um seinen Hals legten sie noch eine alte schwarze Kette. Huß lächelte dazu. „Mein Heiland," sprach er, „ist mit einer viel drückendem Kette um meinetwillen gebunden worden." — Während dessen legte man zwei Reisigbündel um seine Füße und häufte um ihn herum bis an seinenen Hals Stroh auf, um ihm die lange Todesqual zu ersparen. Noch einmal ritt der Pfalzgraf zu ihm heran und forderte ihn auf, sein Leben durch Abfchwörung seiner Jrrthümmer zu retten. „Ich rufe Gott zum Zeugen," rief hier Huß laut aus, „daß alle meine Lehren und Schriften die Absicht gehabt haben, die Menschen aus der Gewalt der Sünde in das Reich Gottes zu führen. Jetzt will ich die Wahrheit, die ich gepredigt habe, mit meinem Tode besiegeln." Es winkte der Pfalzgraf, und die Knechte zündeten das Feuer an. Die hochlodernden Flammen entzogen ihn bald dem Anblicke der schaulustigen Menge, aber zwei Mal hörte man ihn die Worte rufen: „Christus, du Sohn des lebendigen Gottes, der du von der Jungfrau Maria geboren bist, erbarme dich mein!" Als er dieselben Worte zum dritten Male anfing, trieb ihm ein plötzlicher Windstoß die Gluth ins Gesicht, so daß er nicht vollenden konnte. Aber noch einige Minuten lang sah man ihn das Haupt bewegen; dann erstickte ihn die Gluth. Nachdem das Feuer verloschen war, mußten die Henker die Ueberreste seines Körpers zerschlagen und die Asche und die Gebeine in den Rhein werfen, damit nichts von ihm übrig bleibe, was seine Anhänger als Reliquie verehren könnten. Noch erzählt man, ein Bauer habe, als Huß schon auf dem Holzstoße angebunden gestanden, ein Scheit Holz herzngetragen, um auch sein Theil zur Verbrennung dieses seiner Meinung nach schändlichen Mannes beizutragen. Huß habe ihn mitleidig lächelnd angeblickt und ausgerufen: „O du heilige Einfalt!" — Doch erzählen dies andere von dem Hieronymus von Prag. An dem Scheiterhaufen des redlichen Huß zündeten nun die Böhmen eine Kriegsfackel an, die viele Jahre hindurch die rings um Böhmen herumliegenden Länder verheerte. Als die Nachricht von seiner Verbrennung nach Prag kam, geriethen seine zahlreichen Anhänger in Zorn. Ein gleich darauf einlaufender Brief, durch welchen das Concilium den Böhmen das Geschehene meldete, machte die Sache eher schlimmer als besser; denn es hieß darin: Huß habe sich selbst die Todesstrafe zugezogen durch sein Beharren auf
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