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1. Theil 2 - S. 250

1880 - Stuttgart : Heitz
250 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. beweist; das Ende der unglücklichen Agnes'bernaner. Herzog Ernst von Baiern, der in München residirte, hatte einen Sohn Albrecht. Dieser wohnte in Straubing an der Donau und war damals etwa 30 Jahre alt. Oft ritt er hinüber nach Augsburg, einer damals sehr reichen freien Reichsstadt, deren Patricier häufig Bankete, Lanzenstechen, Tanzbelustigungen und andere Feste veranstalteten, an denen auch die Töchter der angesehenen Familien Antheil nahmen. Vor allen andern zog des Herzogs Blicke auf sich die schöne Agnes Bernaner, eines Bürgers Tochter, ein Mädchen von solcher Schönheit, daß sie allgemein der Engel genannt wurde. Und sie war nicht nur schön, sondern auch lieblich und sittsam; aus ihren blauen Augen, die von den schönsten blonden Locken umschattet wurden, strahlte ein so reines und so sanftes Gemüth, daß Albrecht sich unwillkürlich zu ihr hingezogen fühlte und nur in ihrem Besitze glücklich werden zu können glaubte. Da er nun wußte, daß sein stolzer Vater nie in eine solche Verbindung willigen würde, so ließ er sich heimlich mit ihr am Altare verbinden, führte sie in ein einsames Schloß und lebte hier sechs Jahre mit ihr sehr glücklich. Aber jetzt verlangte der Vater, der von seiner Verbindung nichts ahnte, er solle sich mit einer braunschweigischen Prinzessin vermählen. Nach langem Weigern sah sich Albrecht endlich genöthigt, einzugestehen, daß er bereits mit Agnes vermählt sei. Der Vater tobte und lärmte sehr; doch beruhigte er sich endlich in der Hoffnung, daß sein Sohn dahin zu bringen sein werde, die nicht ebenbürtige Gattin zu verstoßen. Als daher Albrecht bald darauf vor den Schranken eines Turniers erschien, das Herzog Ernst in Regensburg hielt, ließ dieser ihn zurückweisen, weil er sich durch seine unwürdige Heirath um die Ehre der Ritterschaft gebracht habe. Aber diese Beschimpfung bewirkte das Gegentheil davon, was sie bewirken sollte. Seine Agnes, die so unschuldig von seiner Familie verfolgt wurde, war ihm nun noch theurer, und er war fest entschlossen, sie und sein Glück den Vorurtheilen des stolzen Vaters nicht aufzuopfern. Er trat nun öffentlich mit ihr hervor und richtete ihr in Straubing einen Hofstaat ein. Aber all dieser Glanz entzückte nicht das Herz der bescheidenen Agnes. Mit der Stille des Aufenthaltes war auch ihr Glück dahin, und der Gedanke, an dem Zerwürfnisse des Vaters und des Sohnes schuld zu sein, lastete zentnerschwer auf ihrem Herzen; sie konnte die Angst nicht los werden, daß sie zuletzt noch das Opfer werden würde, dachte immer an ihren nahen
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