1832 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Vi
Vorwort.
nach Zeit und Umständen auszuscheiden wissen, was ihm das minder
Wichtige und Nöthige scheint und mein größeres Handbuch der
Geographie, welches trotz seiner Ausführlichkeit auf manchen
Schulen als Lehrbuch gebraucht ist, wird ihn darüber nicht in Un-
gewißheit und ohne Unterstützung lassen. Unmöglich ist es bei den
fo verschiedenen Ansichten unserer Schulmänner in dieser Rücksicht
Allen zu genügen; mir schien es jeden Falls gerathener, zu viel als
zu wenig zu geben. Zu große Kürze wird mir vielleicht Einer oder
der Andere in Rücksicht auf die alte Geographie vorwerfen; allein
ich glaube alles einigermaßen Wichtige und für die Schule Nöthige
nicht unberührt gelassen zu haben. Ein eigentliches Handbuch oder
Lexicón, deren wir ja jetzt mehre sehr brauchbare haben, sollte durch
meine Arbeit nicht überflüssig gemacht werden; schwerlich wird man
aber doch viele in irgend einer Rücksicht wichtige Namen vermissen
und in den meisten Fällen wird meine Arbeit beim Lesen der Alten
hinlängliche Auskunft geben; deshalb schien mir auch ein vollständi-
ges Register nothwendig. — Was die Darstellung der Geographie
im Allgemeinen betrifft, so werde ich vielleicht manchen Gegner fin-
den. Unsere Geographen theilen sich bekanntlich in zwei ganz entge-
gengesetzte Parteien; man könnte sie die politische und physische,
die alte und neue Schule nennen. Jene will Alles nach politischen
Gränzen bestimmet^ und zerreißt nach der Willkühr der Congresse,
Friedensschlüsse und Tractate die ganze Erde; sie zerlegt die Ober-
fläche der Erde nicht, sondern zerschneidet sie. Diese nimmt auf die
Bestimmungen der Politik gar nicht Rücksicht; folgt bloß, wie sie
sagt, der Natur, wird aber nichts desto weniger oft, wenn sie ein-
seitig verfährt, selbst unnatürlich (man denke nur an den Unfug, der
mit der Eintheilung nach Flußgebieten getrieben wird); jene arbeitet
bloß für das praktische Leben, diese bloß für die Wissenschaft. Es
leuchtet ein, daß der Schulunterricht keiner von beiden Richtungen
allein folgen darf, wenn er nicht der Würde der Wissenschaft zu
nahe treten oder die wirkliche Gegenwart ganz aus den Augen ver-
lieren und offenbar ins Gebiet der Universität (was wir leider auf
unseren Gymnasien nur zu oft auch in anderen Fächern beeinträchtigt
sehen) Hinüberstreifen soll. Ich bin der Meinung, daß sich gar wohl
die goldene Mittelstraße finden läßt und gefunden werden muß.
In den unteren und mittleren Classen der Gymnasien so wie in
Bürgerschulen muß die Ansicht der alten Schule vorherrschen (daher
halte ich Berghaus's, auch auf meine Arbeit nicht ohne Einfluß
gewesene, so lehrreiche Elemente der Erdbeschreibung zum
Gebrauch in den unteren Schulklassen für durchaus unbrauchbar);
in den oberen Gymnasialklassen dagegen muß der Schüler schon mit
der wissenschaftlichen Ansicht der Geographie bekannt gemacht werden;
dabei darf man aber die sogenannte politische Geographie durchaus
nicht hintansetzen, denn es bewiese gänzlichen Mangel an Erfahrung,
wenn man annehmen wollte, das in den Knabenjahren Gelernte
sitze auch noch im Kopfe des Jünglings völlig und für alle Zeiten
fest. Nach diesen Grundsätzen ist mein ganzes Lehrbuch, das mit