1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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schüssig und mühsam zu ersteigen; schroff und jäh, so daß
nur ein geschickter Kletterer hinauf kann; mitunter so steil, daß
keine Erddecke daran zu haften vermag und nackter Fels herauöragt,
der nicht zu erklimmen ist. Man spricht alsdann von steiler,
senkrechter, ja von überhängender Felswand.
Denkt man sich von der Stelle, wo man unten am Fuße des
Berges steht, eine horizontale Linie in den Berg hinein, und dann
eine Linie an der Böschung hinauf, so entsteht an unserm Auge
zwischen beiden Linien ein Winkel, wonach man den Grad der
Sanftheit oder Steile des Bergabhangö schätzt. Er heißt Bösch-
ungswinkel. Beträgt er etwa zehn Grad, so kann ein Reiter
noch hinauf galoppiren. Bei fünf und zwanzig Grad kann man
nur mühsam hinauf reiten. Eine Böschung von 45° läßt sich nur
mit den Händen erklettern und gehört schon zu den steilen. Hat
eine Bergseite mehrere Absätze, womit sie allmählig sich zur Thalung
oder zur Ebene absenkt, so heißen solche Absätze oder Stufen auch
Terrassen. Häufig steigt ein Absatz wieder etwas aufwärts,
eh er sich wieder nach unten krümmt; solch ein Absatz heißt Rückfall.
Der Name Gebirg bedeutet eine Masse von Bergen und Berg-
rücken mit Vertiefungen dazwischen. Der Theil eines Gebirgs,
von welchem sich nach verschiedner Richtung Bergreihen oder Berg-
züge erstrecken, heißt der Ge birgst ock. Gehen vier Züge von
einem Bergstock aus, so heißt er Gebirgknoten; gehen drei da-
von aus, Gebirg gab el. Der höchste Rücken eines Gebirgs wird
zuweilen Kamm oder First genannt, auch wohl Grat wenn er
sehr felsig und scharfkantig erscheint. Aus dem Rücken erheben sich
gewöhnlich Gipfel oder Kuppen.
Bergzüge, die nach verschiednen Seiten im Gebirg auseinan-
der ziehen, heißen Arme, Zweige oder Aeste des Gebirgs.
Um die höheren Berge eines großen Gebirgs liegen niedere
her, die Vorberge. Liegen vor diesen andre noch niedrigere, so
nennt man diese die Vorberge und jene Mittelgebirg. Das
Gebirg kann sich demnach entweder in kleineren Bergen, Hochthä-
lern und Hochflächen allmählig abstufen; oder, wenn es gleich
zur unteren Tiefe des Landes sich senkt, abfallen. Man hat des«
halb die Ausdrücke: Es stuft sich schnell oder langsam ab; es fällt
schnell (kurz, steil) oder mäßig ab.