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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 107

1831 - Mainz : Kunze
107 große Rechte für ihren Waarenvertrieb; in der niederländischen Stadt Brügge errichteten sie eine eigne große Faktorei und ebenfals in London, wo ein eigne-Z Stadtqnartier ihnen eingeräumt wurde. Zuweilen versuchten die Könige dieser Länder der reichen Hanse die Rechte zu schmälern, damit ihre eignen Untertha- nen einen Theil des Handelgewinns genössen; aber die Hanse nistete Flotten aus und erzwang durch See- und Landschlachten völlige Herstellung, ja noch Ver- größerung ihrer frühern Rechte. Sie vermochten aber so bedeutende Kriege zu fuhren, da 70 Städte von Holland bis Liefland zu ihrem Bunde gehörten. Der großen Ausdehnung wegen hatten sie den ganzen Bund in Viertel abgetheilt, an deren Spitze die Städte Köln am Rhein, Danzig am Ausfluß der Weichsel, Braunschweig an der Ocker und Lübeck standen. Lübeck aber war Hauptstadt, wohin die Gesandten aller Bundesstädte zu wichtigen Versammlungen sich bega- den. Die Bürgermeister Lübecks regierten das Ganze und glänzten oft als Heer- führer der Flotten und der Landmacht. Schon 1234 erfochten die Lübecker, vom Alepander v. Soltwedek ge- führt, einen Seesieg über die Dänen, und eroberten sogar 1249 Copenhagen. Uiber 100 Fahr später bekriegte man den Dänenkönig Waldemar Atterdag. Die Rathsherrn Eberhard v. More und Gotschalt v. Attendorn liefen mit der hansischen Flotte aus, worauf Bruno v. Warendorp die Krieger befeh- ligte. Sie landeten an Norwegen, dessen König Hakon Friede machen mußte; siegten dann über die Dänen, nahmen Copenhagen und nöthigten den Waloemar zum Frieden v. Stralsund 1370. Der Leichnam Warendorps, der bei der Er- oberung Copenhagens gefallen war, ward zu Lübeck in der Marienkirche beerdigt. Im nächsten Jahrhundert gab es Krieg mit England, wo 1452 der Hanseat Paul Beneke aus Danzig sich als Seeheld Ruhm erwarb. So bluhete der Bund vom 13.—16. Jahrhundert. Erft als die Fürstengewalt überall in Europa größer wurde, stehende Heere aufkamen und städtische Mauern dem Feuer des vervollkommneten Geschützes nicht mehr widerstehen konnten, verfiel auch die Hanse. Die Staaten, deren Handel ehemals ganz in der Gewalt der Hanse gewesen, warfen dies Joch ab. Die meisten Städte des Bundes kamen unter fürstliche Herrn und hörten dadurch auf, freie Glieder einer großen Hanse zu sein. Auch überflügelte die Handelthätigkeit Hollands und später Englands all- mählig bei weitem den Handel der Deutschen, und die Hanse sank. Der letzte Hansetag zu Lübeck ward 1630 gehalten. Jetzt führen nur drei Städte noch den Namen Hansestädte, Lübeck, Hamburg und Bremen. Hamburg ist unter ihnen die reichste und größte, reicher selbst, als es ehedem gewesen. Lübeck dagegen hat nur noch große Erinnerungen aufzuweisen. Da sie unverschuldet ihre Bedeu- tung im Welthandel eingebüßt haben, so ziemt den Bürgern noch immer das edle Selbstgefühl, freie Bürger zu heißen. Und mit Recht rühmt man, daß sie viel Sorgfalt auf Erziehung ihrer Söhne und Töchter verwenden und an gelsti- ger Bildung keiner andern deutschen Stadt nachstehen wollen. — Der jetzige berühmte Maler Overbeck zu Rom ist ein Lübecker von Geburt, geb. 1789.
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