1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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boldt 53 Stunden von da. bei Guayaquil, es Will gehört haben. Oer Chim-
boraßo ist wahrscheinlich auch einmal ein Vulkan gewesen. Die aus ihrem
Ruin wieder erstandene Stadt Quito hat 76000 Cr. und einige Kunstgewerbe.
— Die Republik Columbia mag 5mal größer sein als Spanien, also 472mstf
größer als Deutschland. Bewohner nur 2,600000, nebst 200000 noch wilden
Indianern. Man zählt 95 Städte, )890 Dörfer und Flecken. Die Verfassung
ist noch sehr schwankend.
Peru und Bolivia,
Theile des ehmal. Inkareiches, erstrecken sich von Guayaquilbay an beiden Sei-
ten der Andes bis südwärts der Steinbockswende. Im Innern berühren sie den
Madera und die Nähe des obern Paraguay. Es weht hier auf Perus Küste
frischere Luft, indem eine kältere Meerströmung von Süden kommt und fast
dauernde Nebel die Sonne umschleiern. Doch ist's dürr aus Mangel an Regen;
nur wo Quellen, Flüsse und künstliche Wasserleitungen sind, gedeihen auch die
Psianzen. Zm Innern östlich der Berge ist regelmäßige Regenzeit von Januar
bis Juni, wo alsdann (wie am Marannon und Orinoco) die weiten Tiefflächeu
seeartig werden und die Wälder zu schwimmen scheinen. — Unter den ^hie-
ren ist vielleicht der Papicrmacher das merkwürdigste, ein kleines Znsect,
deren viele in Gemeinschaft ein großes Gewebe in die Länge und Breite zum
Dach ihrer Verpuppung arbeiten. Ein solches Dach ist dünn u. leicht und kann
als Schreibpapier benutzt werden. — Die Indianer, nicht so roh, um Ge-
fangene zu todten und zu fressen, ja so mild, daß sie nur gegen Thiere ihre
Giftpfeile gebrauchen, leben unter eignen Cazikcn. Arzt - u. Priesterdienst ver-
richten die Zauberer. Die am Ucayale glauben an Seelenwanderung in Thier-
körper. Die Roa Maynas graben die Leichen, wenn sie verwest sind, wie-
der aus, wickeln sie gereinigt in eine Hülle von Thon, bezeichnet mit Hierogly-
fen, und stellen sie zur Verehrung aus, indem ein zweites Leichenbegängniß ge-
halten wird. Die civilisirten Abkömmlinge der alten Peruaner sind
sehr unterwürfig, und eben deshalb träg, unreinlich, heimtückisch, doch den Kir-
chenceremonien sehr zugethan. Sie treiben Ackerbau und Handwerke, aber gleich
den Spaniern mit geringem Fleiß. Ihre Sprache (Quichua) ist sehr beliebt, sie
wird sogar von den Creolen in Lima und Quito gern gesprochen, und soll wegen
ihrer Lieblichkeit in Idyllen und Elegien gar reizend klingen. Vielleicht ver-
drängt sie dereinst die spanische Sprache und bildet eine eigne Literatur. — Es
fehlt dem Lande noch an Handelsstraßen. Der große Bergweg der Inkas
ist vernachläßigt. Wahrscheinlich, wenn erst der Ackerbau sich an den Strömen
ausbreitet und die Schiffahrt gesichert ist, wird der Marannon die große Ver»
bindungstraße mit der Ostseite Amerikas werden, so wie man bereits durch den
Pilcomayo mit dem Paraguay und La Plata in Verbindung steht. Was der
Marannon hinunter führen könnte, wären: die Zeuge von Quito, die China
von Loro, der Zucker von Cuzko, die Leinwand von Moro, die Oele von Lima,
Baumwolle und feine lange Seide von Mojobamba, Cakao u. s. w. aus den