1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das mittlere Deutschland.
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Einige Gegenden im Erzgebirg sind für die sächsischen Fürstenhäuser durch
den Prinzenraub im Jahre 1455 denkwürdig geworden. Der Ritter Kunz von
Kanfungen glaubte sich von seinem Herrn, Friedrich dem Gütigen (Markgraf
von Meißen und Kurfürst von Sachsen) schwer beleidigt und stieß heftige Drohun-
gen aus. Er ward Landes verwiesen und ging übers Gebirg nach Böhmen,
kaufte dort das Schloß Eisenberg und sann ans Rache. Heimlich kommt er
mit Berschwornen zurück und raubt aus dem Schlosse zu Altenburg Friedrichs
Söhne Ernst und Albrecht. Den letzteren entführt Kunz gerade zum Erzgebirg,
aber mitten im Walde am Fürstenberge befreit der wackere Köhler Schmidt den
Prinzen und nimmt den riesig großen Kunz gefangen. Als die andern Der-
schwornen dies hörten, ließen sie auch den Ernst los; sie hatten ihn unweit Har-
tenstein an der Mulde drei Tage laug in einer Höhle festgehalten, die noch jetzt
Prinzenhöhle heißt. Der Köhler ward belohnt, Ritter Kunz aber zu Freiberg
enthauptet. Vom älteren Prinzen Ernst stammen die jetzigen sächsischen Herzoge,
vom jüngeren Albrecht das jetzige sächsische Königshaus.
8- 4. Der Frankenwald.
Wo das Fichtelgebirg zwischen Saale und Main unfern dem
Ort Gefrees sich absenkt, erheben sich bald wieder Höhen und ein brei-
ter Rücken, der Nw. bis gegen die Werraquelle 9 Meilen weit fort-
zieht. Dies ist der Frankenwald, der vor Zeiten mit zum Thüringer-
wald gerechnet wurde. Die Wasser der nördlichen und östlichen Seite,
wo der Abfall des Gebirgs am stärksten, fließen zur Saale; die von
der andern Seite, z. B. die Rodach , in den Main.
Die Gestalt des Gebirgs ist nur an wenig Stellen schroff oder kantig, nach
den Hängen abgerundet, und die Kuppen erheben sich wenig über 2000' Seehöhe.
Der Kulm bei Lobenstein wird jedoch auf 2270' geschätzt und der Sieglitz
daneben auf beinah 2300; über die hochliegende Umgegend ragen sie nur 1000
bis 1400' hervor. Der Döbra ist niedriger. Das Gestein gehört zur Schiefer-
formation. Auf dem breiten Rücken zieht das ganze Gebirg entlang ein Weg,
Rennsteig genannt, wo Steine als Mark- oder Landgränze hie und da noch aus
alter Zeit aufgehäuft liegen,
8. 8. Thüringerwald.
Wo die Jtz (zum Main gehörig) entspringt, geht der Franken-
wald in den Thüringerwald über. Es erhebt sich sogleich die Kuppe
des Bleßbergs, von wo der schmale 2000' hohe Kamm des Gebirgs
in Nw. Richtung 12 Meilen lang bis zur Umgegend von Eisenach
zieht und da endet, wo die kleine Hörsel in die Werra fließt. Die
Werra, eine von den Weserquellen, die am südlichen Beginn des
Gebirgs entspringt, begleitet es zur linken Seite. Der Abfall ist also
gegen diesen Fluß am kürzesten, aber nicht am tiefsten, weil das Thal
Schacht's Geographie 6. Aufl. ¡3