Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 93

1855 - Mainz : Kunze
Gebiet der Elbe. 91 Noch jetzt neunen sich ihre Nachkommen Tschechen. Wir nennen sie aber Böh- men, und ihr Land Böheim ocer Bojenheim, weil es vor Alters die Heimat der Bojer gewesen. Anfangs waren sie unabhängig von fremder Herrschaft; allein Kaiser Otto der Große gedachte, daß ihr Land früher ein Deutsches gewesen, und zwang ihren Fürsten, ihm als Oberherrn zu huldigen. So ward Böhmen ein Theil des deutschen Reichs, seine Fürsten liebten unsere Sprache, und so viele Deutsche ließen sich allmählich bei ihnen nieder, daß heut zu Tag weit über ein Drittel der Bewohner, besonders an den Gebirgen umher und in den größeren Städten, deutsch ist, nämlich l4/, Million unter 41/, Millionen. Alle gehören jetzt znm Kaiserthnm Oestreich, und sind ein Poll, das sich größtentheils ans guten Feld- und Bergbau, ans Spinnerei und Weberei versteht, obwohl es die Knr- sachsen an Fleiß und Betriebsamkeit nicht erreicht. Berühmt ist das böhmische Glas, das in 90 Glashütten (namentlich bei Thanß am Böhmerwald, und zu Nenwelt unfern der Jserqnelle) 3500 Arbeiter beschäftigt. Diese Glashütten, wie auch Bergwerke und Gesundbrunnen sind meistens Eigenthum des Adels, der in Böhmen zahlreich und sehr begütert ist. So z, B, besitzt Fürst Kinsky die Spiegelfabrik ;u Bnrgstein, Fürst Clary die Quellen von Teplitz, und Graf Lippe-Sternberg die Herrschaft Nachod mit 46000 Bew. und 30 Kohlengruben. Ortschaften: Sie sind, mit Ausnahme Prags, nicht von großem Um- fang; doch hat Eg er, wo man an Wallensteins Tod erinnert wird, an 12000 E. Pilsen an der Berann, Königgräz an der Elbe, und die ehemals durch Sil- bergrnben bedeutende Bergstadt Knttenberg eben so viel. Der vorzügliche Fabrikort Reichenberg mit 14000 E. liegt an der lansitzer Neiße, unweit des Passes bei Gabel, und gehört deshalb ins Odergebiet. — Prag, Böhmens Hauptstadt hat, das Militär milgerechnet, 130,000 Bew., worunter 8000 Inden. Vom Hradschin, einem hochgelegenen Stadttheile, hat man den Ueberblick der großen untenliegenden Stadt mit ihren 48 Kirchen und Kapellen, 15 Klöstern, vielen Palästen, und den 2 stattlichen Brücken, der alten steinernen mit Heiligen- statnen darauf, und der neuen Kettenbrücke; sie führen beide über die Moldau, die schon von Moldantein abwärts Schiffe mit 1000 Ctr. trägt. Das Schloß oben ist größer als das kaiserliche zu Wien; im dritten Stock zeigt man noch die Landstnbe, ans deren Fenstern (1618) Martinitz und Slawata herabgestürzt wurden. Prächtig ist unter den Grabmälern der Domkirche das des Nepomuk, des Lieblingsheiligen der Böhmen; seine Gebeine ruhen in einem Sarge ans gediegenem Silber, von silbernen Engeln umgeben. Prag besitzt die älteste Uni- versität Deutschlands und eine polytechnische oder hohe Landes - Gewerbschnle. Neben der Stadt liegt der Ziskaberg, wo die Hnssiten 1420 den ersten Sieg er- fochten, und der weiße Berg, bekannt durch die Schlacht von 1620 im dreißig- jährigen Kriege. Auch erinnert die dortige Gegend an Schwerin's Tod 1757. — Sndwestl. an der Berann das 1349 von Karl Iv. erbaute Felsenschloß Carl- stein, wo ehemals die böhmischen Reichsinsignien aufbewahrt wurden. Hussi- netz, östl. vom Berge Falkenstein im obern Moldangebiet, Geburtsdors des Joh. Hnß, der als Sitten- und Kirchenverbesserer auftrat, und großen Anhang un- term Volke fand. Die Gegner seiner Lehre luden ihn vor das Concil zu Costnitz
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer