1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Rhein nebst Maas u. Schelde.
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Staate noch den longobardischen in Italien hinzu, unterwarf die tapfern Sachsen,
und nahm 800 zu Rom den kaiserlichen Titel an. Sein Großreich erstreckte sich
im S. über die Stadt Rom hinaus; jenseit der Pyrenäen ward es vom Ebro,
im N. von der Eider und im O. von der thüringer Saale u. der Naab begränzt.
Oestl. dieser Gränze gabs keine Deutsche mehr, sie hatten allzumal in der großen
Völkerwanderung ihre Heimat geräumt, um Römer-Provinzen zu erbeuten. An
ihrer Stelle saßen nunmehr wendische Völker vom großen Stamme der Slaven;
nur südlich der Karpathen hauseten die Awaren und später das uralische Volk
der Magyaren oder Ungarn.
Karl der Große war ein echt deutscher König. Obwohl mau in mehr als
der Hälfte seiner Staaten ein verdorbenes, mit deutschen Worten gemischtes Latein
redete, woraus später Französisch und Italisch entstand, so blieb er doch seinem
deutschen Volke n. seiner Muttersprache treu. Seine Lieblingssitze waren im rhei-
nischen Stromgebiet; Heerstal ohnweit Lüttich nahe der Maas war das Fami-
liengut seines Urgroßvaters Pipin. Er selber war in der Nähe desselben zu
Aachen (742) geboren, Aachen deshalb einer von seinen Lieblingssitzen. Auch zu
Ingelheim, dem schönen Rheingau gegenüber, hielt er gern seinen Hof. Zn
Selz an der fränkischen Saal besaß er einen Palast. Mehr als seine Siegsthaten
hat ihn der Eifer ausgezeichnet, womit er die Unwissenheit seiner Völker zu min-
dern und Kenntnisse zu verbreiten suchte. Zwei hohe Schulen gründete er auf
deutschem Boden, nemlich zu Fulda u. zu Metz; und wären seine Nachkommen
eben so kräftige Könige gewesen, so würde sich der Deutsche bald in Wissen und
Kunst hervorgethan haben Sie verstanden's aber nicht; alle Ordnung des Reichs
zerfiel, und nur weniges gedieh, was der große Karl begonnen. Schon im I. 843
(29 Jahre nach Karls Tode) trennten sich die deutsch gebliebenen Völker von
denen, die late in redeten, und im Jahr 888 sah man folgende Staaten an der
Stelle des großen karolingischen: 1) Navarra und Barcellona zwischen den Pyre-
näen und Ebro. 2) Frankreich im ehmaligen Gallien. 3) Italien, wo mächtige
Besitzer um den Kaisertitel stritten, bis endlich unser König Otto über die Al-
pen zog n. Italien sammt der Kaiserkrone nahm. 4) Burgund, an beiden Seiten
des Jura, u. vom Genfersee an der Rhone hinab. Es kam ebenfalls ans deutsche
Reich; seine Nordgränze v. der Aarmündung über Basel zu den Monts Faucilles.
5) Deutschland als eignes Königreich. Die Gränze desselben gegen Frankreich
war folgende: Vom Ursprung der Maas links dem Flusse zu den Argonnen und
diesen Wald entlang zu den Ardennen, von wo grade nach Westen zur Ober-
schelde (Cambray oder Kammerik blieb deutsch); dann die Schelde entlang bis in
die Nähe von Gent, das dem deutschen Reiche verblieb. Unweit Brügge zog die
Gränze ans Meer, so daß das westliche Flandern zu Frankreich gehörte *).
*) Etwas verschieden davon ist die heutige Gränze unsrer Sprache gegen
Westen. Wir wollen sie durch die Alpen und das ganze Stromgebiet des Rheins
verfolgen. Die obere Hälfte von Wallis ist deutsch, dann zieht die Sprachgränze
durch Freiburg in der Schweiz, am Murten- und westlich des Bielersees hin zu
den Süd-Vogesen, auf diesem Gebirge bis westlich von Strasburg, dann über
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