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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 223

1855 - Mainz : Kunze
Gebiet der Donau — Ungarn. 221 herumstreifende Jazygen, wahrscheinlich sarmatischen Stamms. Die Völkerwan- derung änderte diesen Zustand. Die unter den Römern begonnene Civilisation ging großentheils zu Grunde; deutsche, slawische, asiatische Völkerschaften wechsel- ten im Besitz, bis gegen Ende des 9. Jahrh, das wilve Hirten- und Jägervolk der Magyaren oder Ungern (ursprünglich ans Jugrien am Ural) nebst einem Haufen tatarischer Kumanen, von Osten her durch die Gebirgspässe eindrang, das gesammte Land innerhalb des karpathischen Bogens, wie auch das ehmalige Pannomen, eroberte und selbst verheerend in Deutschland hineinstreifte. Daß Heinrich der Finkler sie 934 bei Merseburg schlug, daß Otto's großer Sieg 955 auf dem Lechfelde sie für immer zurückschreckte, auch die Mark Oestreich gegen sie angelegt wurde, ist schon oben gesagt. Oeftlich der Alpen und der March blieben sie aber fortan die Herrn, und was sich an slawischen und walachi scheu Bewohnern vorgefunden, mußte der neuen Krone Ungarn gehorchen. Dock- schlossen sie sich mehr dem Abend- als dem Morgenlande an, indem sie zum rö- mischen Christenthum seit Beginn des 11. Jahrhunderts und zum germanischen Lehnwesen sich bekannten, und später gegen die Türken eine tapfre Vormauer der Christenheit bildeten. Zwar hatten sie noch im 13. Jahrhunderte eine neue Schaar Kumanen in ihre Mitte aufgenommen, aber auch deutsche oder sächsische Colonisten fanden bei ihnen (in der Tatra und seit 1143 in Siebenbürgen) freie Niederlassungen. Drei vorzügliche Regenten haben sich in der Reihe der ungrischen Könige hervorgethan: Um das Jahr 1000 Stepban der Heilige, im 14. Jahrh. Ludwig der Große, im 15. Matthias Corvinus, der große Stücke Oestreichs eroberte und Gelehrsamkeit in seinen Staaten förderte. Nach seinem Tode 1490 gab es Thronstreitigkeiten, bis endlich in der ersten Hälfte des folgenden Jahrhunderts die ungrische Königskrone durch Wahl ans habs- burgische Haus kam. Oestreich ist dadurch hauptsächlich zur großeu europäischen Macht geworden. Aus dem Gesagten erklärt sich die Verschiedenheit der Völker und Sprachen in diesen Ländern. Man findet: 1) die Magyaren sowohl in Siebenbürgen als von dort abwärts durch die Ebenen Ungarns bis zur Abdachung der Alpen und Nordkarpathen; und unter ihnen in besondern Distrikten die Jazygen, Kumanen und Haiducken. Die im Osten Siebenbürgens ansässigen Szeck- ler sind den Magyaren sprachverwandt. — 2) Zwischen Drau und Sawe die Slavonier, und daneben südw. die Kroaten, auch zerstreut im Süden Rat- zen oder Serbier, an den Nordkarpathen aber Slowaken u. Rusniaken — diese allzumal slawischen Stamms. — 3) Sachsen im südlichen u. im nörd- lichen Theile Siebenbürgens, und andre Deutsche, namentlich die freien Zip ser in der Tatra; auch viele Deutsche zerstreut in den Bergwerksorten und in den bedeutenderen Städten, z. B. zu Presburg und Pesth. — 4) Walachen in großer Anzahl, Abkömmlinge altdacischer Unterthanen des Römerreichs mit halb slawischer halb lateinischer Sprache, in Siebenbürgen und im südlichen Ungarn; ferner im Lande zerstreut: Griechen, Juden, Armenier und Zigeuner, die aber nebst dem nicht römischkatholischen Theil der Walachen nur als Geduldete betrach- tet werden. — Unter allen halten sich die Magyaren, obwohl die Slawen an
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