1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
a l s Weltkörper.
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Sonnenlicht — behaupten unsere Physiker und stützen sich dabei auf vielfältige
Beobachtungen über die sogenannte Interferenz des Lichtes — eine nur unendlich
feinere und geschwindere Undulation, die sich anscheinend gradlinig von der Sonne
nach allen Richtungen hin verbreite *). — Mag dem nun sein wie ihm wolle,
so viel ist gewiß, daß die Strahlen des Sonnenlichts die Eigenschaft besitzen, in
dem Augenblick, wo sie mit der Luft und andern Körpern unserer Erde sich ver-
binden, Wärme daraus zu entwickeln; und zwar desto mehr, je senkrechter sie
fallen, je niederer die Luftschicht und je empfänglicher für Wärme der Körper ist,
den sie treffen. — Nebrigens behaupteten Herschel und Schröter die Sonne sei
an sich dunkel, doch von einer außerordentlichen Lichtatmosphäre umgeben, die hie
und da'sich öffne, so daß man hindurch ans den Sonnenkörper blicken könne;
diese Oeffnungen seien, was man gewöhnlich Son neu flecken nenne.
Ein solcher Fleck, der geraume Zeit sich erhielt und in fast 13 Tagen mitten
durch die Sonnenscheibe von einem Rand zum andern rückte und nach eben so
viel Zeit wieder am vorigen Rand zum Vorschein kam, hat die Vermuthung
erneuert, daß die Sonne sich um ihre Axe drehe und zwar in beinahe 26 Tagen,
und gleichfalls östlich. Da nun die Rotation einer Kugel auf ein Fortrücken im
Raum schließen läßt, wie es bei der Erde und den übrigen Planeten der Fall
ist, so scheint es, daß auch die Sonne ihre Bahn habe, welche aber, das ist
noch unerforscht. Es werden noch Jahrhunderte oder Jahrtausende dazu gehören,
ehe die Astronomie Veränderungen genug erblickt hat, woraus sie bündige Schlüsse
ziehen kann; denn die Bahn eines so ungeheuren Körpers muß nothwendig von
ungeheurer Länge und Dauer sein.
§. 9. Die Planeten.
Mit der Sonne bilden die Planeten ein eignes System. Ihre
Entfernung, Bahn u. Größe können ebenfalls gemessen werden. Sie
drehen sich nach dem Maaße ihres Umfangs und ihrer Schwungkraft
in verschiedenen Zeiträumen um ihre Are und um die Sonne, als den
gemeinsamen Mittelpunkt, jedoch nicht in einer Cirkelbahn, sondern in
einer elliptischen, d. h. in länglicht gekrümmten Kreisen.
Die scheinbare Bewegung der Planeten war immer schwer zu er-
klären. Denn zuweilen verändern sie ihre Lage gegen die Firsterne oft
*) Der Schall durchläuft in einer Secunde 1024 pariser Fuß. Das wußte
man längst. Chladni untersuchte nun die Schwingungen verschiedener Töne.
Ihm zufolge macht der tiefste Ton (der einer 32füßigen oben und unten offenen
Orgelpfeife) in einer Sekunde 16 Luftschwingungen oder Schallwellen, jede von
64' Länge; dagegen der höchste Ton einer weiblichen Singstimme (das dreige-
strichene e) 1289 Schwingungen in derselben Zeit. Je höher der Ton, desto
kürzer, geschwinder und zahlreicher seine Wellen. Solche Ergebnisse mußten zu
dem kühnen Versuche ermnthigen, auch Lichtschwingungen einer Messung und
Berechnung zu unterwerfen. Aber welche unfaßbare Schnelligkeit und Kürze hat
sich hier offenbart! 576 Billionen Wellen in einer Sekunde!