1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Oberfläche der Erde.
Anmerk. 1. Im Verhältniß zur Dicke der Erdkugel sind solche Höhen
sehr gering, allein für unser Auge, das die Masse des Erdballs nicht damit zu
vergleichen hat, und mehr noch für die Mannigfaltigkeit der Production des
Bodens, für Abwechslung des Climas, für Erzeugung fließender Gewässer, und
deshalb für den Verkehr der Menschen unter einander, von der höchsten Wichtig-
keit. Was wären die Länder ohne die belebenden Flußadern!
Anmerk. 2. Außer den in obigem Verzeichniß mit aufgeführten Vul-
kanen oder Feuerbergen zählt mau auf der Erde noch fast 200. Sie
rauchen gewöhnlich; öfters aber erheben sich Feuersäulen aus ihrem Schlunde
oder Trichter (Crater) und von Zeit zu Zeit werfen sie Asche, Steine und
Ströme glühender geschmolzener Materien (Lawa) ans, wodurch Umgegenden
verwüstet, oft Dörfer und Städte verschüttet werden. Ein donnerähnliches
Getöse geht den Ausbrüchen vorauf. Hernach folgt Ruhe, oft Jahre lang;
doch flammen manche Vulkane unablässig, wie der Berg auf der liparischen
Insel Stromboli nördl. von Sicilien. Merkwürdig ist es, daß mit geringen
Ausnahmen sich die Vulkane in der Nähe des Meers finden, also in Küsten-
ländern und auf Inseln. — In der Lawa trifft man Spuren von Schwefel und
Eisen, und vermuthet, daß ungeheure Lager solcher Stoffe, wie auch von Stein-
kohlen und Alaunschiefer, die sich durch Hinzutritt des Wassers erhitzen, den
unterirdischen Heerd der Vulkane bilden. Auch werden schwefelsaure Salze häufig
in ihrer Nähe gefunden. Wahrscheinlich sind es die eingeschlossenen heißen
Dämpfe, wodurch sich Erd- und Steinarten in jenen glühenden Brei verwandeln,
der als Lawa ansfließt. Uebrigens müssen die gährenden Massen im Innern
von ungeheurer Ausdehnung und ihre Luftentwickelung entsetzlich sein, da die
Ausbrüche gar oft vou Erdbeben begleitet werden. Siehe hernach §. 42.
§. 34. Benennungen der Landstriche nach ihrer höheren und
tieferen Lage.
Oben im 1. Abschnitte ist schon von Gebirg formen, Abda-
chung, Abstufung, Berg-, und Hügelland gesprochen; und im
zweiten sind manche Thal ebenen, z. B. am Rhein und an der
Rhone, Hochebenen z. B. in Baiern, Tiefebenen z. B. in der
Lombardei und llngarn, auch große Flach- und Tiefländer wie
in Rorddeutschlano und in Osteuropa erwähnt worden. Um so kürzer
können wir hier einige Benennungen erörtern, die man den Ländern
ihrer höhern und tiefern Lage und Gestaltung nach zu geben pflegt.
1) Hochebene oder Hochplatte (Plateau) ist ein Landstrich
von geringer oder sanft wechselnder Abdachung, sobald seine Erhebung
überm Meerspiegel beträchtlich ist *). Die Hochebene kann wellen-
*) Das Wort beträch tlich ist immer relativ, darum ist es hier mit Fleiß
gebraucht; es läßt sich kein Minimum für ein Plateau bestimmen, so wenig sich
eine allgemein gültige Höhe zur Unterscheidung von Hügel und Berg festsetzen
läßt. Manche nehmen jedoch 500' als Minimum an.