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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 388

1855 - Mainz : Kunze
386 Asien — Vorder-Indien. obern Priester entrichten konnte. Erst nachher theilten die Ackerer den Rest unter sich nach gewissem Verhältniß. Rechnet man noch hinzu, daß die Herrscher unter stätem Einfluß der Bra- minen standen , daß die Erziehung der Thronerben nur Braminen anvertraut und den Prinzen genauestes Halten an den Religionsvorschriften und Folgsam- keit gegen die Braminen eingeprägt wurde, so begreift man, wie das priesterliche Element alle Verhältnisse durchdringen, wie diese Verhältnisse durchaus stabil werden, und die Kultur des Volkes nur höchst einseitig und nur bis zu einem gewissen Grade, wo sie dann still und auf lange Zeiten fest stand, sich entwickeln konnte. Noch heutzutage finden sich die alten Verwaltungsformen vor, noch heutzutag steht das Gerichtswesen unter dem Gesetzbuche Menus, mit den alten Feuer- und Wasserproben statt des Zeugenbeweises, grade wie in unserm Mittel- alter; und selbst die Industrie der Hindu erhält sich in alter Weise ohne Erfin- dungen und Entdeckungen. Die zartknochige Hand der Hindu verfertigt die feinen Musseline, die schönen Teppiche, die zierlichen Gold-, Silber- und Perl- mutterwaaren', die köstlichen Schahls aus tibetanischer Schaf- und Ziegenwolle, noch in gleicher Weise und mit denselben nie verbesserten Instrumenten wie ehedem. Aber ein Nationalgefühl kann in ihm nicht aufkommen, dem hohen Begriffe Vaterland steht er zu fern; er gehorcht dem Herrn, der ihn in seinem Glauben und bei seiner Arbeit gewähren läßt. Vrittisches Reich in Vorder-Indien. Fast ganz Vorderindien gehorcht jetzo den Engländern, die es theils völlig Unterthan gemacht, theils abhängigen Radschas und Sultans unterm Titel von Bundes- und Schutz ländern gelassen haben. Nur im Norden, im Himalaya-Gebirge, findet sich ein Landstrich, der ihnen noch nicht gehört, König- reich Nepal genannt, und außerdem besitzen Portugal und Frankreich einige kleine Colonien auf der Halbinsel. Von diesen hernach. 1) Unmittelbare oder Unterthanenlande der Britten mit 104 Mill. Bewohnern. Sie bestehen aus den 4 Präsidentschaften: Kalkutta, Allahabad, Madras und Bombay, und aus der Insel Ceylon. a. Präs. Kalkutta, die volkreichste, denn blos die Provinz Bengalen (Tiefland des Ganges) hat 28 Mill., eine Bevölkerung, die an Dichtigkeit wenig der chinesischen nachsteht; die ganze Präsidentschaft zählt über 50 Mill. Menschen. Ihr Vorsteher ist zugleich General-Statthalter des ganzen brittischen Ostindiens. — Orte: Kalkutta mit der starken Citadelle William, Hauptstadt Bengaleus am Hugly, einem Arme des Ganges. Bei Ankunft der Engländer nur ein Dorf, jetzt eine Masse von 130000 Häusern und Hütten mit mehr als V2 Mill. Einw., meistens Hindus. An reichen Handelshäusern und Fabriken, an Banken und Asse- kuranzen fehlt es dort nicht. Aber abstechend ist das glänzende Quartier der Europäer, deren Zahl sich nur auf 20000 beläuft, von der schwarzen oder Hindu- stadt, die hüttenartig aussieht; vor allen prachtvoll der Regierungspallast, so wie unweit Kalkuttas die Mengeder Landhäuser und schattigkühlen Lnstgärten von Gar- denreach. Außer dem Fort William gibt es noch mehrere feste Garnisonplätze im
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